Glücksrad Wahl

„Des Glück is a Vogerl“, heißt es im zuständigen Wienerlied, „goa liab, owa schei, es losst si schwea faungan, owa fuatgflong is glei.“ Anders als im Sport brütet das Glück in der Politik keine Helden aus. Politische Siege stehen zwar dem Talent zu (und nur ihm), sie gelten aber als Prämienauszahlung haltloser Darstellungskunst und bedingungsloser Hingabe. Tüchtigkeit ist dabei eher hinderlich. Der echte Tüchtige nämlich arbeitet zuviel und eignet sich schlecht für die Politik. Der Leistungsträger ist tüchtig genug. Leistungsträger ist, wer das von sich behauptet.

Beliebt, weil absehbar, ist der Glücksfall Erbe. Auch und besonders im politischen Sinn. Der Gewinn ist dabei direkt und in jedem Sinne des Wortes in die DNA eingeschrieben. Gottgewollt, wenn man so sagen will wie die Calvinisten, die aus dieser Zuschreibung die vorherrschende Glaubenslehre gezimmert haben, den Kapitalismus und sein Herzensprojekt, den Wirtschaftsliberalismus. Trügerisch ist auch das Heilsverprechen für den Tellerwäscher. Wenn er Glück hat, wird er Milliardär. Fortunas Gerechtigkeit aber ist bitter: Für jeden Glücklichen gibt es einen Unglücklichen. Im Tellerwäscher-Milliardärs-Fall stehen die Chancen lottohaft schlechter. Millionen Unglückliche finanzieren den einen Glücklichen.

Über die Verbindungen zwischen Glücksspiel und Politik versuchen höhere Instanzen mittlerweile Aufklärendes zu vernebeln. Zu groß wäre die Erkenntnis, dass es in der Politik nicht um Glück geht, sondern um Berechnung.

Vielleicht ist das Glück kein Vogerl sondern ein Krokodil.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 28. September 2019.

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