Herbsttabletten

„Optimisten leiden, ohne zu klagen, Pessimisten klagen, ohne zu leiden“. erkannte einst Österreich-Versteher Karl Farkas und sagte damit alles über alle. 

Die öffentliche Meinung, sedimentiert in Leserbriefen, Tweets und den Publikationen der Stammtischpresse sieht das traditionell anders und stillt ihr Bedürfnis nach grundlosem Schmerz mit Therapien aus der Radikal-Placebo-Heilkunde. Wo kein Leiden ist, wird eines herbeidiagnostiziert, wo eines vorliegt, ein solches verschwiegen. Wer heilt hat recht, könnte man sagen und das für ausgleichende Gerechtigkeit halten, wäre es denn ausgleichend, gerecht und würde irgendetwas dabei geheilt. Tatsächlich folgt das öffentliche Behandeln nichtöffentlicher Polit-Erkrankungen ökonomischer Logik. Die einen bemühen dazu: den Hausverstand, die anderen: die Unsichtbare Hand. Im Metaphernkonzert zwischen Geist und Griff melden sich auch diejenigen zu Wort, denen der Verdauungstrakt ein Anliegen ist, je nach Ideolgie wird dabei ein anderer Abschnitt mobilisiert. Leidensdruck kann Manchen auch die Überproduktion von Ausscheidung erzeugen.

Bei Unklarheiten über die Physiologie der Bedürfnisse ist immer die Machtfrage zu stellen. Wichtig ist dabei nicht, wer die Arztrechnung bezahlt, sondern ausschließlich, wer den Schmerz ausruft. Für Medizinalrat Frank Zappa, den Karl Farkas der Hippie-Generation, war die Sache klar: Politiker sind die CliniClowns des militärisch-industriellen Komplexes. Für österreichische Verhältnisse ersetze man Militär durch Wintersport und Industrie durch Gastronomie.    

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 21. September 2019.

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