Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 38/2019 zum 18. September 2019.
Liebe Frau Andrea,
als gebürtiger Oberösterreicher und schon seit über 25 Jahren sesshaft in Wien schnappte ich kürzlich im lebhaften Tennisclub das Wort „Pompfüneberer“ auf, welches ich zuvor nie gehört und schon gar nicht gelesen hatte. Sollte ich mich dafür schämen oder daran erheitern? Ich lernte nämlich, dass der letzte noch lebende Mensch auf dieser Welt wohl so einer sein wird, weil er den Vorletzten ja bestatten sollte. Ich bitte um Aufklärung.
Freundliche Grüße!
Peter Allé aus Wien, per Email vom iPhone gesendet
Lieber Peter,
Erkenntnisgewinn sollten wir niemals mit Scham verbinden, Heiterkeit beim Erlernen wienspezifischer Fachausdrücke darf sich jederzeit einstellen. Die von Ihnen aufgeschnappte Erörterung dürfen wir dem Genre Schmähführen zuordnen, besteht doch geringe Chance, dass jemand von uns (oder unseren Nachkommen) bei der letzten Bestattung anwesend sein wird. Dass diese mit Pomp, also mit prunkvollem Aufwand vorgenommen wird, darf mangels Anwesenheit einer prominenten Trauergemeinde bezweifelt werden. Wien als Örtlichkeit kommt indes einige Wahrscheinlichkeit zu, heißt es doch im Sprichwort: „Da Dod, des muass a Weana sei“ (der Tod muss ein Wiener sein).
Woher kommt der Ausdruck? Das Wienerische hat das französische pompes funèbres, das Leichengepränge, zu Bom(p)finewara, Pompfüneberer verschliffen und bezeichnet damit die Bediensteten der Leichenbestattung, sie trugen füher prunkvoll betresste Livreen und mit schwarzen Federn geschmückten Hüte. Der Begriff ist Teil einer reichen Bezeichnungskultur des Lieblingsthemas der Wiener – Tod und Sterben. Ich darf meine Schatzkiste an Spezialausdrücken öffnen. Der Tod heißt in Wien: In Anasiebzga sei Bstölla, da Buttnhamme, da Goaraus, da Gankal, da Gfotta, da Ginkal, da gscheade Hansl und da Quiqui. Das Sterben: aushauchn, a Bangl (oder a Bredsn) reissn, bebeisse gehn, begatssn, de Bodschn (de Beg oder de Hiaf) aufschdöön, eks gehn, a Grakssn mochn, maukas gehn, si in Oasch auskhegln, sodann die Abgangsverba obankln, ogräuln, ogrotssn, omakiarn, (o)päckern oder (o)péjgern, oschdraumpen, oseabm und owegräuln.
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