Austria Drei

Das Land hat also eine neue Regierung und an ihrer Bildung war der amtierende Bundespräsident (DABP) nicht ganz unbeteiligt. Der ganze Prozess ging flotter und unkomplizierter über die Bühne, als Wahl, Stichwahl und Stichwahlwiederholung des Bundespräsidenten. Kritiker der schnellen Regierungsbildung waren sich mit Befürwortern derselben immerhin darin einig, dass die lange Zeit des bundepräsidentialen Interregnums einen Einfluss auf die Kürze des Regierungsbildungsauftrages gehabt habe. Kritik wurde vor allem aus Kreisen der Freunde, Wähler und Befürworter DABPs laut. Diese führten ins Treffen, sie hätten DABP aus einem einzigen Grund gewählt, stichgewählt und wiederholungsstichgewählt: Die Regierungsbildung insoferne zu erschweren, als sie ohne Beteiligung der bisher unbeteiligten Partei geschehen hätte sollen. Solches wäre gar nicht möglich, entgegneten die Freunde des aktuellen Amtsverständnis DABPs, denn dieser habe nur eine symbolische Macht, nicht aber eine faktische. Im Wechselspiel dieser Lehrmeinungen wurde auch Metaphysisches in den Diskurs eingebracht: Durch umsichtige Konsultationspraxis habe DABP Schlimmeres verhindert. DABP wäre nämlich hinter den Kulissen Schlitten gefahren mit den Koalitionswilligen. Wäre dieser doch nur vor den Kulissen Schlitten gefahren, entgegnete die Kritiker, so hätte man zumindest Klarheit darüber, ob solches Schlittenfahren überhaupt stattgefunden habe. Einigkeit zwischen neuen DABP-Kritikern und neuen DABP-Befürwortern gab es immerhin darüber, dass DABP die Vorgänge vor den Kulissen mit Lächeln und guter Laune absolvierte. Ein Zeichen von Souveränität, meinten DABP-Befürworter. Kein solches, die Kritiker, vielmehr ein Verrat an der von Vorvorgänger Klestil eingeführten Bittermine in Hofburgvorgängen. Die beiden neuformierten DABP-Lager stehen sich weitergehend unversöhnlich gegenüber. Gold blitzte nur aus Gebissen, Weihrauch und Myrrhe umwölkte immerhin die Christbäume in den frischbezogenen Ministerien. Wir bleiben dran, sagen die einen. Wir nicht, die anderen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 6.1.2018.

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