Endlich König

Fantastian Kurz hat das Land im Sturm genommen. Die Bewölkung imponiert in düsterer schwarzblauer Tingierung. „Ein Prachtwetter“ sagen die Landeshauptleute, „frischer Wind von rechts!“, jubeln die Alten Herren in den Buden und Vorstandsetagen. Es regnet Tränen der Freunde (bei den Sektenmitgliedern des jungen Mannes), Tränen der Rührung (beim Embedded Boulevard) und Tränen der Bitternis (bei Kanzlerpartei und Grünen). Die NEOS haben Flügel und sehen sich das aus luftiger Perspektive an. Der Tsunami, der übers Land brandete war dingsunddreissigkommadings Prozent hoch und liegt nun als nasses Laken in den Niederungen. Wenn die Wasser abziehen, wird man ihre Auswirkungen bemessen können. Manche in höheren Gegenden sehen das naturgemäss etwas lockerer und sprechen von dringend erwarteten Flurbereinigungen. Die Visegrádroute ist offen, wiewohl die Freunde in Orbanistan und Kaczyńskiland noch skeptisch sind, ob die Mark Basti alle Beitrittsparameter erfüllt. Die Landespresse ist noch nicht ganz gleichgeschaltet. In der Stadt Wien regt sich noch zuviel Pluralismus.

Ratlos sind Kabarett und Satire. Stimmenimitatoren beklagen die schrille Jugend des kommenden Kindkanzlers: „Timbre und Lingo sind von Erwachsenen kaum hinzukriegen.“ Auch moralische Fragen stellen sich: Darf man Witze über Jugendliche machen? Wie umgehen mit den Vokabeln „Matura“, „Meidling“, „Geilo“ und „Ohren“? Wie mit der einst unverdächtigen Farbe Türkis?

Es regen sich aber auch mahnende Stimmen. Experten aus dem Show-Business vergleichen Sebastian Kurz mit einem der großen Entertainer des Landes: Falco. Der Sänger hätte letztlich nicht produktiv umgehen können mit seinem Erfolg und sei in die Hohlwelt der Depression abgedriftet. Nach dem Gipfelsieg in den internationalen Charts wollte dem Crooner nichts mehr gelingen. Die Luft war raus, die Jugend erdrückte den Star.

„Aber geh, der Basti kann auf Wasser wandeln!“ antworten die Jünger aus dem türkisen Lager. „Man wird sehen, wie lange“, sagen die Bibelfesten.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 21.10.2017.

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