covfefe

„Despite…“ tippte der US-Präsident in sein altes Android-Handy und nippte am Diät-Pepsi, „…the negative press…“, „trotz der negativen Presse…“. Die flinken Daumen Donald Trumps waren noch nicht müde, sechs Minuten nach Mitternacht an diesem 31. Mai 2017, sie glitten mit ungeminderter Mitteilungslust über das speckige Display des privaten Verlautbarungs-Apparats. Und dann ließ die Matrix eine Masche fallen – „covfefe“ stand plötzlich da, ein Buchstabensalat ohne bekannte Bedeutung. Es dachte kurz in Trump. Irgendwas stimmte hier nicht. Aber die Trumpdaumen waren schneller als das Donaldgehirn, der Gaga-Tweet war draussen. Die Welt war erstmalig und unwiederbringlich covfefiert.

Das präsidiale Malheur blieb nicht unbeachtet. Trotz nachtschlafener Zeit lasen Millionen Twitter-Nutzer den faktenlosen Unsinn, Hunderttausende leiteten ihn weiter. Um 5:48 früh Washingtoner Zeit wurde der präsidentielle Tweet schließlich gelöscht. 19 Minuten später sendete der Trump-Account eine neue Botschaft an die Welt: „Who can figure out the true meaning of „covfefe“ ??? Enjoy!“ – „Wer findet die wahre Bedeutung von „covfefe“ raus??? Viel Spaß!“ Seither rätseln White-House-Astrologen, Psychosen-Ferndiagnostiker und Satire-Profis weltweit, was der Eigenhaarmonarch mit der seltsamen Zeichenfolge gemeint haben könnte. War das der Nuklearcode? Trumps Handy-Passwort? Eine Botschaft an die Ausserirdischen? Und hatte der Präsident (oder einer seiner Handy-Knechte) frühmorgens nicht selbst zum Interpretationsappell geblasen?

Öl ins Verschwörungsfeuer goss schließlich der Chefkabarettist des Weissen Hauses, Sean Spicer, der allen Ernstes bekanntgab, „covfefe“ sei kein Tippfehler seines Dienstherrn gewesen. „Ein kleiner, ausgewählter Personenkreis“, so Trump-Sprachrohr Spicer, habe Kenntnis über die wahre Bedeutung dieser Zeichenfolge. Fernsehjournalistin Corinna Milborn schießlich brachte Sender und Botschaft des seltsamen Tweets mit der luziden Analyse „Vollcovfefe“ in Kongruenz. Wo? Auf Twitter natürlich.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 10.6.2017.

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