Der NEOS-Malkasten

NEOS, soviel wie: Neu, Exklusiv, Originell, Sensationell. Akronyme verführen zu Interpretations-Abusus. NEOS liesse sich auch lesen als: Nachhaltig, Eleganz-Orientiert, Satisfaktiv; als: Negativitäts-Eskapistisch, Ostentativ, Supremativ; etwas tangentialbeschleunigt allerdings auch als: Nervig, Egozentrisch, Obergescheit, Schrill.

Tatsächlich stehen die vier Großbuchstaben der Strolz-Partei für das „NEue OSterreich“. (Und das Liberale Forum, mit dem die Pinken fusionierten.) Farbsymbolik und Namenswahl spiegeln ein österreichisches Dilemma wider. Die Angst vor dem Liberalen. Präziser: Die Angst vor den Assoziationen zum Liberalen. Die Farbe Gelb, in Deutschland von den Freien Demokraten, der FDP adoptiert, verstand sich als das Gold der deutschen Flaggentingierung Schwarz-Rot-Gold und hatte sich als Farbe des Liberalismus etabliert. Auch die Liberalen Demokraten des Vereinigten Königreichs verwenden Gelb als Parteifarbe. Nach anfänglichen Colormurkserei mit Hellblau hatte das Liberale Forum (LIF) ebenfalls in liberales Gelb investiert. NEOS, das Neue Österreich aber wollte den Liberalismus auch farbmechanisch erneuern – und gab das klassische Gelb der Liberalen gegenüber der Lippenstiftfarbe Altrosa auf. Nicht ganz, wie Grafiker wissen: Nach offizieller Parteidoktrin ist das NEOS-Rosa drucktechnisch nur zu 85% Magenta. 8% Yellow ist auch drin im Pink. Der Erfolg der österreichischen Liberalen hat jüngst die Deutschen Liberalen entgelbt. Auch die Freien Demokraten spielen jetzt mit Rosa rum. Spätestens beim Eintritt in eine Koalition müßten sie sich allerdings für eine ihrer drei Wappenfarben (Blau, Gelb, Magenta) entscheiden. Regierungsbündnisse werden nach Parteifarben benannt. Und die sollten eindeutig sein.

Weniger Assoziationsmut bedingte die Wahl des Parteinamens der NEuen OSsterreicher. Der Abkürzungsfreude der Österreichischen Bürokratie war einst schon das Liberale Forum zuvorgekommen. „Liberales Forum“ (und nicht „Liberale“) hiess man, um die Abkürzung LIB zu vermeiden. LIB ist zu lieb, damit gewinnt man keine Wahlen. Dann schon eher NEOS.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 4.3.2017.

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