Was uns 2016 beschäftigte

Das vergangene Jahr war ein sehr österreichisches Jahr. Das Land der Berge besann sich auf seine Meriten als Versuchsstation des Weltuntergangs und inszenierte die Bundespräsidentenwahl als politische Geisterbahnfahrt. Neben einem verhaltensauffälligen Baumeister traten eine betuliche Höchstrichterin, ein grantelnder Ökonomieprofessor, ein depressiver Gerwerkschafter, ein katholischer Pensionistenvertreter und ein deutschnationaler Flugzeugmechaniker an. Wie sich an der Urne zeigte, war das Land gespalten. Allerdings nicht zwischen den traditionellen Präsidialkontrahenten Sozialdemokratie und Volkspartei, sondern zwischen Strachismus und Gutmenschentum. Der Wutbürger in Form des weissen Mannes vom Land wollte den totalen Hofer. Wir sollten sehen, hiess es aus Blauland, was alles gehe. Es ging schliesslich um 30.863 Stimmen. Der Unterlegene ergriff den Strohhalm der Reklamation. Aus dem Strohhalm wurde ein Balken, aus dem der Verfassungsgerichtshof eine Wahlaufhebung zimmerte.

Der Kaunertaler Kettenraucher und der Versehrte aus Pinkafeld begaben sich also in ein neues Rennen. Abermals wurden Kirchtage abgeklappert, Wiesenfeste besucht, Gesichter geschüttelt und in Hände gelächelt. Nichtklebender Kuvertkleber erzwang eine Bundespräsidentenstichwahlwiederholungsverschiebung und sorgte für internationale Heiterkeit.

Während der grüne Kandidat müde-milde blieb, verbündete sich der blaue mit Gott (so wahr ihm dieser helfe) und mit der neofreiheitlichen Likörtesterin Ursula Stenzel. Das mobilisierte den schlafenden Zwerg Volkspartei. Schwarze Bürgermeister und graue Altvizekanzler schlossen sich der grünrotbunten Schickeria an. Der zuständige Barde stellte seine Hymne “I am from Austria” in den Dienst der Sache. Bundeskanzler Kern gab den Hoferplänen schliesslich den Rest, in dem er dessen Chef in den Schmuseschwitzkasten nahm. Der Rest ist Geschichte. Alexander Van der Bellen gewann geziemlich fulminant.

Was sonst noch passierte? Ach ja, die Amerikaner hoben einen millardenschwerden Tourette-Patienten mit schlechter Frisurberatung auf den dortigen Präsidententhron. Man wird sehen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17.12.2016.

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