Sind alle Schiffe Frauen?

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 37/2016 zum 21.9.2016.

Liebe Frau Andrea,
Ihre illustrierte Kolumne „Schoner Schnitzelland“ in den Salzburger Nachrichten hat mich auf einige Gedanken gebracht. Ich nehme an, das ist für Sie auch „der“ Schoner Schnitzelland. Viele Schiffe werden aber weiblich benamst, so las ich unlängst in der Wiener Zeitung über „die MS Dürnstein“. Nun ist MS die Abkürzung für Motorschiff. „Die Motorschiff Dürnstein“? Das kommt mir seltsam vor. Was meinen Sie?

Peter Jürß, Ottakring, per Email

Lieber Peter,

gäbe es das von mir gezeichnete Seefahrzeug realiter, würde ich es, die Takelage und damit den Schiffstyp bezeichnend, “Der Schoner Schnitzelland” nennen. Spräche ich von diesem Kahn, ohne Augenmerk auf seine nautischen Eigentümlichkeiten zu legen, firmierte er wohl als “Die Schnitzelland”.

In Analogie dazu ist es also nicht falsch, “die” Dürnstein auch als “das” Motorschiff Dürnstein zu bezeichnend (und umgekehrt). Verwirrend, gewiß, aber semantisch und seemannssprachlich richtig. Sind doch Schiffe im Deutschsprachigen weiblichen Genus’, selbst dann, wenn sie nach einem Mann benannt sind. So kennen wir “die” Bismarck , “die” Prinz Eugen, “die” Gorch Fock, “die” Kaiser Barbarossa, “die” Großer Kurfürst. Darin folgt der Deutsche Sprachraum dem Usus Albions. Britische Schiffe sind in aller Regel weiblich, und damit (neben Sonne und Mond) einige der wenigen Dinge, die im Englischen einen Genus haben. Die Gründe dafür sind noch nicht hinreichend erforscht. Noch im Mittelalter waren die deutschen Dinge allerdings anders gelegen. So rüstete die Hanse 1471 ein Kriegsschiff aus, das als “der” Peter von Danzig bekannt wurde.

Die Grande Nation verbindet mit Schiffen durchwegs maskuline Genusqualitäten. Frankophone sprechen von „Le Queen Mary“, „Le Normandie“ oder von „Le France“. In romanischen und slawischen Sprachen hingegen wird das Genus des Namens beibehalten. Die Seemannssprache der K. u. k. Kriegsmarine lehnte sich daran an. Es gab also “Den SMS Szent István“, “Die SMS Kaiserin Elisabeth“, “Den SMS St. Georg“ und “Die Wien”. In dieser Tradition stehend müßten wir unser Flaggschiff “das” Schnitzelland” nennen. Andere stolze Kähne liefen als “die” Panzerkreuzer Leberkässemmel, und “der” Schlachtschiff Apfelstrudel aus den Docks. Ahoi!
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