Arbeitsübereinkommen

Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 31.10.2015.

Das Lexikon der Unaussprechlichkeiten hat einen neuen Begriff gewonnen. Koalition gilt neuerdings als Tabuwort. Die Oberösterreichische Volkspartei und die Freiheitliche Partei Oberösterreichs haben sich auf ein temporäres Bündnis verständigt und auf die Betonung der Sprachregelung, dass dieses Zusammengehen zum Zwecke des Regierens mit einem spezifischen Ausdruck bedacht wird: Arbeitsübereinkommen. Ein Übereinkommen die Arbeit betreffend. Die magischen Wortbestandteile, die diesen Pakt beschreiben: Arbeit; Über; Einkommen. Anders, als im Wortekrieg mit den Vertretern der Arbeitnehmer spricht die Partei des Volkes hier nicht von Leistung.

Es soll geabeitet werden. Aber wie? Miteinander? Gegeneinander? Aneinander? Voreinander? Hintereinander? Füreinander? Durcheinander? Und gelebt soll werden, wie in der Aussendung zum Übereinkommen betont wird. Zumindest “der Geist der Konzentrationsregierung”. Man werde mit allen im Landtag vertretenen Parteien zusammenarbeiten. Wie jetzt? Auch mit denen, mit denen es kein Arbeitsübereinkommen gibt? Oder gibt es unbekannte Arbeitsübereinkommen?

Zurück zum vorgestellten Papier. Insgesamt umfasst es 47 Seiten, ein Umfang, der alle überraschen sollte, die je eine Bedienungsanleitung zu einer Waschmaschine, einer Bohrmaschine oder sonst eines Arbeitsgerätes in Händen gehalten haben. Mit 47 Seiten kommt keine Anleitung aus.

Neben einigen Punkten wie den Budgets soll es eine „relativ weite Freiheit“ bei den Entscheidungen geben. Das Wort “Freiheit” hat den Freiheitlichen gewiss zugesagt. Entscheidungen aber, das wissen dort nicht alle, fallen, Beschlüsse hingegen werden gefasst.
Wie es um die die Causa Prima steht, die Angst der Bevölkerung vor den Fremden und die Lust der Freiheitlichen an dieser Angst, wurde seitens der Arbeitsübereinkommenden auch bekanntgegeben. So weich das Arbeiten alle im Landtag vertretenen Parteien auch spülen mag: Eine härtere Gangart, so heißt es apodiktisch, werde bei der Integration eingeschlagen.
Ein. Geschlagen.

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