Mächtigste Waffe, wichtigstes Werkzeug

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Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17.1.2015.
Ich darf mich vorstellen. Ich bin Charlie. Charlie Dusl. Pariserin. Zeichnerin. Satirikerin. Atheistin. Aufklärerin. Menschenfreundin. In einer Welt der Kontingenz bin ich ironisch und solidarisch. Ich habe ein weiches Herz aber eine scharfe Zunge. Je suis Charlie. Ich liebe die Menschen. Aber ich klage an. Und ich bin so frei, das Übel zu benennen. Was ist das Übel? Eine transzendente Instanz mehr zu achten, als auch nur das fremdeste Menschenleben, ist das Übel. Und wenn es nicht das Übel selbst ist, so ist es doch der Grund vielen Übels. Ein Menschenleben zu opfern, oder jemand auch nur geringeren Schaden zuzufügen, um einer Allmacht zu huldigen, ist übel. Einem rachsüchtigen Schöpfer und seinen Kolporteuren zu dienen und in seinem Namen grausam zu sein, zu leiden und zu wehen, weil und wenn er sich missachtet und geschmäht fühlen könnte, ist übel.
Was geht uns das an? Wir sind Demokratinnen westlichen Zuschnitts, modern, tolerant und pluralistisch, höre ich, wir verurteilen den Terror, wir sind für die Pressefreiheit, für die Redefreiheit, für die Freiheit der Kunst. Wir sind Charlie. Fürwahrlie. Aber. Man muss die religiösen Gefühle achten. Das schon, das ja. Man muss es nicht, sage ich. Man muss Menschen achten. Und nur sie. Religiöses Morden, religiöses Bösesein aus nur irgendeinem Grund zu exkulpieren ist so übel wie das Entschuldigte selbst. Aber wieso sollte man das Böse entschuldigen? Aus spiritueller Komplizenschaft. Sie ist das weitgehend unerkannte Problem einer Gesellschaft, die mit ihrem eigenen Gott noch nicht gebrochen hat. Die institutionellem Glauben noch immer den Status einer Normalität gibt.
Ergeben wir uns der bitteren Erkenntnis, hinter der die Süsse der Aufklärung wartet: Es gibt keine Allmacht. Es gibt nur Menschen und ihnen gehört sämtlicher Respekt. Dürfen wir also noch glauben? Gewiss. Ich zum Beispiel glaube an Jimi Hendrix. In Maßen. Und auch nicht jeden Tag. Täglich indes trage ich die Fackel der Aufklärung. Sie setzt nichts in Brand. Sie bringt Licht.
Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 17.1.2015.

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