Advent mit Faymann und Spindelegger

Für meine ‚illustrierte Kolumne‘ in den Salzburger Nachrichten Wochenende vom 14.12.2013, Seite VIII.

Das Jahr senkt sein müdes Haupt, die Krise, oder was man dafür hielt, hat weiße Strähnen in seinem Haar hinterlassen. Meteorologischer liegt über dem geistigen Nebel. Punschkranke sitzen im sportlich-utilitarem Vehikel, im Obus und in der Lokalbahn. Sie riechen streng. Nach Tschick und Erschöpfung und Seelennässe. Das müsste man bejubeln, hätte man die Kraft dazu. Noch gibt es Zigaretten in diesem Land, noch wird Leistung erbracht, noch leisten wir uns Gefühle. Auch wenn sie seltener werden.

Wie sagte Karl Farkas: „Die Optimisten leiden, ohne zu klagen, die Pessimisten klagen, ohne zu leiden.“ Zu Weihnachten steigt die Selbstmordrate signifikant an. Die Brandopferrate geht durch die Decke und zu keiner Zeit werden mehr goldene Schüsse gesetzt. Oh Pium!

Die Adventzeit war ursprünglich Fastenzeit, es durfte nicht gefeiert werden, nicht getanzt, nicht geheiratet. Das Tempus Adventus Domini, die Zeit der Ankunft des Herrn, dauert vier Sonntage. In christlicher Metaphorik standen sie ursprünglich für die viertausend Jahre paradieslosen Wartens auf den Erlöser. Der heißt jetzt Christkind, trägt Glitzerkleid und weißblonde Locken. Über Christkindls Geschlecht ist sich die Verkleidungsindustrie nicht ganz im Klaren, in Nürnberger Tradition ist es eher ein Mädchen denn ein Jesusknabe. Wem das Christkindl jenseits der Gender-Debatte zu christlich ist, lässt sich mit dem Weihnachtsmann ein, Chimäre aus Nikolo und Coca-Cola-Opa. Wir sind wieder bei der normativen Kraft des Faktischen. Der Diktatur der Ökonomie. Auf den schlotternden Knien der Obusfahrenden lastet schwer der Kleingeschenke Segen für die Lieben daheim und die Kollegen in den rauchigen Büros.

Noch bläst der Krisenföhn durch alle Ritzen. Auch wenn die Rezession schon vorbei ist, wie der Gouverneur sagt. Bevor die Welt aufersteht, kommen die Geschenke. Beinhart. Und bevor sich Christkind, Weihnachtsmann und Jahresendperson einstellen, kommen die Wünsche. So sei denn gewünscht: 1. Die Wiedereinführung der Zukunft. 2. Die Restauration der Visionen. 3. Das Musikgedudelverbot im öffentlichen Raum.

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