Koalition

Für meine ‚illustrierte Kolumne‘ in den Salzburger Nachrichten Wochenende vom 30.11.2013, Seite VIII.

Du. Nein du. Du zuerst. Nein du, dann ich. Eventuell. Wer sich bewegt im Verhandlungsmikado, hat schon verloren. Wer signalisiere, verhandlungsbereit zu sein, habe die Verhandlung schon verloren, heißt es. Wohin das führt, wenn es das heißt, haben die Interessenvertreter der Unterrichtenden vorexerziert. Man wagt es kaum, das L-Wort auszusprechen. L wie Lehrergewerkschafter. Fröstel. Seit Jahr und Tag verteidigen sie die Pfründen der Kollegenschaft. Dass die Pfründen gar keine sind, sondern zusammengepfuschte Regelungen aus den letzten dreihundert Jahren, ist längst vergessen. Die Gewerkschafter verteidigen unhaltbare Zustände aus Angst vor unhaltbaren Zuständen. Kein Wunder, dass nichts weitergeht.

Das andere Pech, das die Lehrer haben: Normalerweise sind Schulkinder ihre Verhandlungspartner. Und die dazugehörigen Eltern. Jausengegner. Wir schweifen ab. Der Kampf Regierung gegen Lehrer ist ein Scheinkampf. Der tatsächliche Kampf ist der Verhandlungskampf der Regierung, richtiger: Der Verhandlungskampf der Koalitionsverhandler. Er findet hinter Polstertüren statt. Es gilt die Mikado-Maxime: Wer signalisiert, verhandlungsbereit zu sein, hat die Verhandlung schon verloren. Also wird zwischendurch das deutliche Signal gegeben, man könne auch anders. Mit wem anderen zum Beispiel. Oder gar nicht, was realistischer wäre und worauf es dann eine Neuwahl gäbe. Die zu schlagen keiner der Verhandler ernsthaft anstreben dürfte. Weshalb mit diesem Szenario auch nicht erfolgreich gedroht werden kann.

Der Verhandlungskampf der Kampfverhandler ist also kein Kampf mehr, sondern längst ein Krampf. Eine lustlose Umarmung, die nur aus Gründen der Taktik zum Ringergriff erklärt wird. Welche Taktik aber? Die Taktik eines alten, mieselsüchtigen Ehepaars, das sich wechselseitig mit der Drohung erheitert, die Beziehung jederzeit beenden zu können. Porzellan muss dabei nicht mehr zerschmissen werden. Porzellan ist gar keines mehr im Haus. Das Silber ist auch längst verkauft. Im Keller liegen weder Kohlen noch Kartoffeln, denn Keller haben die Miesel keinen mehr. Der Keller gehört den Nachbarn. Die sind keinen Deut besser.
Andrea Maria Dusl

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