Die Untoten und ihre Laternen

Für meine ‚illustrierte Kolumne‘ in den Salzburger Nachrichten Wochenende vom 2.11.2013, Seite VIII.

Für westösterreichische Ohren hat die korrekte englische Aussprache des herbstlichen Festes eine seltsame Zusatzbedeutung. Halloween, Hellowien klingt wie ein Gruß an den Wasserkopf an der Donau. Damit hat der amerikanische Verkleidungsfeiertag nun aber auch gar nichts zu tun. Halloween, eigentlich All Hallows’ Eve, ist der Abend vor All Hallows, Allerheiligen, und kommt eigentlich aus dem vorchristlichen, heidnisch-keltischen Irland. Gefeiert wurde das Sommerende und der Einzug des Viehs in die Ställe.

Halloween ist also eine Kombination aus Erntedank und Almabtrieb. Wären da nicht auch die Toten und das Gedenken an sie, wie es hierzulande ja ebenfalls zu Allerheiligen/Allerseelen stattfindet. Auch in Halloween ist die uralte heidnische Angst konserviert, dass mit Beginn der kühlen Jahreszeit und dem Rückzug der Menschen in die geheizten Stuben die Toten aus ihren Gräbern steigen, nach Hause kommen und dort Unfug und Schabernack treiben. Zombie-Alarm also! Zauber ist am besten mit Gegenzauber zu begegnen, weswegen sich die Menschen als Geister verkleideten und an die Häuser klopften, um Einlass und Wiederaufnahme zu begehren. Statt die Untoten reinzulassen, wurden diese mit Essen abgespeist und wieder zurückgeschickt. „Trick or treat“, „List oder Leckeres“ heißt das heute. Wer keine Süßigkeiten spendet, dem wird übel mitgespielt. Der Brauch, Kürbisse aufzustellen, stammt ebenfalls aus Irland. Durch List hatte der Bösewicht Jack Oldfield dem Teufel das Versprechen abgerungen, ihn für immer ihn Ruhe zu lassen. Bei seinem Tod war ihm der Himmel versperrt, kraft seines Pakts mit dem Teufel aber auch die Hölle. Fortan blieb Jack untot. Aus Mitleid schenkte der Teufel ihm eine Rübe und eine glühende Kohle. Mit dieser billigen Laterne konnte Jack durch das Dunkel wandern. Irische Amerikaner machten aus der Rübe einen Kürbis. Aus Amerika büxte Halloween spät, aber nachhaltig aus. Film und Fernsehen hatten den Boden dafür bereitet. Dass der Beginn der neuen Gesetzgebungsperiode auf Halloween fällt, ist indes Zufall. „List oder Leckeres“ spielt es im österreichischen Parlament schon lang.

Untote wandern dort auch seit jeher herum.

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