Titanenaufgabe Triangel

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‚ in Falter 11/2012
Liebe Frau Andrea,
 
ich war gerade im hervorragenden Konzert der Symphonie Nr. 7 E-Dur von Anton Bruckner und ließ mich vom geschätzte-zehn-Sekunden-Auftritt des Triangel-Orchestermusikers ablenken. Können Sie mir sagen, wie so eine Woche im Leben eines Triangel-Orchestermusikers aussieht? Was wird da gelernt bzw. gelehrt? Wieviel verdient so jemand? Mit freundlichen Grüssen,
Bettina Strausz,
per Elektronachricht
Liebe Bettina,
in bescheidener Kenntnis des Wiener Konzertlebens nehme ich an, dass Sie ein klassisches Konzert des Budapester Festival-Orchesters unter ihrem Gründer Iván Fischer besucht haben – der Klangkörper ist bei unseren magyarischen Nachbarn als “Budapesti Fesztiválzenekar” bekannt. Die von Ihnen bewunderte Triangel-Passage ist das legendäre und unter Brucknerianern vielgeliebte Crescendo im Adagio, dem zweiten, langsamen Satz der Symphonie. Als triangelistisch Auführender, mit grosser Wahrscheinlichkeit sass er links von Paukisten Dénes Roland, kommt einer der Perkussionisten des Orchesters in Frage, einer der Herren Herboly László, Kurcsák István, Pusztai Gábor und Szente Gáspár. Ein Blick auf die Orchestermitgliederparade der Website der Kapelle könnte Ihnen hier endgültige musikalische Sicherheit bieten. Damit wären auch die anderen Ihrer Fragen fast beantwortet. Als Mitglied eines grossen, vielbeschäftigten Orchesters dürfte eine Woche im Leben eines brucknertriangelspielenden Perkussionisten mit Proben und Konzerten gefüllt sein, mit Reisen, Üben und Lehrtätigkeit. Den Verdienst eines hochqualifizierten Orchstermusikers, Triangelspieler berherschen auch eine Vielzahl anderer hochkomplexer Schlaginstrumente, dürfen wir in jenen Sphären ansiedeln, die eine gutbürgerliche Existenz ermöglichen. Eine satirische Annäherung an die Stimmungen, denen Triangelspielende während eines grossen Konzerts ausgeliefert sind, hat der geniale Kabarettist Georg Kreisler in seinem Lied “Das Triangel” versucht: “Ja, da sitz‘ ich mitten im Orchester drin und halte bereit mein Triangel. Und endlich zeigt der Dirigent auf mich hin, und schon steh‘ ich auf und mach: Ping. Ich komm‘ erst auf Seite neunundachtzig dran, ja, an Zeit hab‘ ich keinen Mangel. Ich könnt‘ ja was lesen, doch da schaut er mich an, und schon steh‘ ich auf und mach: Ping.”
www.comandantina.com dusl@falter.at

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