Partytime und Bier im Bad

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 30/2010

Liebe Frau Andrea,
wieso sagt man eigentlich, dass alle immer in der Küche seien bei Partys? Meine Erfahrung lehrt mich, dass bei Wiener Altbauwohnungspartys die meisten Menschen sich im Badezimmer versammeln. Dort gibt es nämlich eine Badewanne voll Hochquellwasser und Bierflaschen ohne Ettikett. Meine Erfahrung lehrt mich allerdings auch, dass dieses Bier nicht wirklich gut gekühlt ist. Wie kalt kommt das Wasser denn in Wien aus der Leitung? Erwärmt sich das Wasser bei den aktuellen Temperaturen nicht binnen Sekunden? Und wie kann man eine große Menge Partybier besser kühlen?
Ihr durstiger Partytiger Paul Herzog aus Währing, per Elektro-Post.

Lieber Paul,
jahrzehntelange Erfahrung auf Wiener Partys, in allen Bezirken, Kategorien und Gesellschaftsschichten lässt mich differenziertere Schlüsse ziehen. Mit fortschreitender Partydauer verlagert sich das Geschehen von den Wohnzimmern in die Küche und in die dort mündenden Gänge. Küchen werden wegen ihrer geringeren Grösse als Kommunikationsorte bevorzugt. Gänge sind beliebt, weil die meisten Menschen gerne eine Wand in ihrem Rücken haben. Badezimmer werden, wie sie ganz richtig konstatieren, wegen der dort eingelagerten Bitter-Schaum-Getränke aufgesucht. Nach meiner Expertise eignen sich nasskalte Badewannenränder nicht wirklich für négociations de haut niveau. Man schnappt sich einen glitschigen Bierfisch und geht, so man kein Stahlgebiss verfügt, den Öffner suchen. Oder jemand, der Kronkorken mit dem Feuerzeug aushebeln kann. Zur Frage der Kühlung von Partybier kann ich brauchbares beisteuern. Ausser in Erdberg und Bezirken, die ohne Zweier beginnen, dürfen sie sich darauf verlassen, ausschliesslich Trinkwasser aus einer der beiden Wiener Hochquellwasserleitungen zu zapfen. Es sprudelt mit 6° aus seinen obersteirischen Quellen und kommt nach langem Fliessen immerhin noch mit kühlen 8° aus dem Hahn. Eine ideale Temperatur für Bier. Warme Hände und laues Bier vom Pennymarkt bringen allerdings Wärme in die Wanne. Es empfiehlt sich, das Wasser mit einigen Kilos Salz und nicht wenig Würfeleis aus dem Gastrobedarf zu kühlen. Theoretisch könnten sie so sogar Minustemperaturen herstellen. Praktikabler hielte ich es, die Badewanne zum Fliessgewässer umzufunktionieren. Das wäre Alte Schule.
www.comandantina.com dusl@falter.at

2 Gedanken zu „Partytime und Bier im Bad“

  1. wenn das stimmt, dass in den bezirken ohne 2er vorne nicht auschließlich hochquell fließt, spuck ich augenblicklich meinen manhattan auf die schmelz.

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