Baggersprech

Bagger.jpgLiebe Frau Andrea,
im „Falter“ ist neulich der Begriff „braten“ im Kontext der Geschlechterbegegnung verwendet worden. Dabei würde man/frau dieses Wort doch eher im Bereich des Kochens vermuten. Intersexuelle Molekülbeschleunigung mit Erhöhung der Körpertemperatur? Und was ist eigentlich der Unterschied zum „flirten“ und der „Anmache“, die bei unseren deutschen Nachbarn öfters in den Mund genommen wird? Mit freundlichen Grüßen,
Gerhard Glattauer, per mail
Lieber Gerhard,
unsere Sprache hält ein gut bestücktes Arsenal an Ausdrücken für das Einfädeln sexueller Beziehungen bereit. Die Länge der beabsichtigten Unternehmung spielt dabei eine kleinere Rolle als die Art: Soll es was Flüchtiges sein oder was Festeres? Grundsätzlich muss aber jeder Lebensabschnittspartner überhaupt mal erobert (oder abgeholt) werden. Und dafür haben sich, je nach rethorischer Begabung der Beteiligten und abhängig von ihrem sozialen Milieu Begriffe aus Küchensprache und aus dem Bergbau etabliert. Die Gastrofraktion haut das Objekt der Begierde gerne in die Pfanne, macht es an, wie einen Salat, zwickt es auf, wie eine Auster, reisst es auf wie eine Packung Kekse und brät das Entrecote der Begierde, je nach Lusthunger kurz an oder länger durch. Wer sich mit großem Spielzeug besser zurecht findet, greift zu Ausdrücken aus der Erdbewegung. Hier wird angegraben, wie beim Küneten- und Brunnenbau oder gebaggert wie an der Halde und am Damm. Das Flirten, das mit dem Flattern verwandt ist, möchte die eine oder andere Bestäubung leiden, wird aber auf der Piste nur mehr selten gesehen.

www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 46/2007

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert