Slow Down

Liebe Frau Andrea,
was soll ich machen, ich bin verzweifelt. Alles geht zu schnell. An der Supermarktkasse, beim Bankomat, an der Ampel, im Bus. Wo auch immer ich bin – ständig habe ich das Schuldgefühl, zu langsam zu sein. Das ständige Hasten macht mich fertig! Was soll ich machen, wissen Sie Rat? Liebe Grüsse aus Neubau,
Ines Zirbensäger
Liebe Ines,
wir sind beide nicht die einzigen, die ins Joch der neoliberalen Eile gespannt wurden. Seit die Manchesterbanditen den Kaputspruch “Time is Money“ in die Matrizen unseres Daseins gestanzt haben, befinden wir uns in der Geschwindigkeitsspirale. Dem Hagelsturm des Hastens entkommen wir nur mit einem allerletzten Sprung in die Nebel der Langsamkeit. Wie das geht? Ganz einfach. Statt auf Tempo 45 singlemässig abzuhotten und alle drei Minuten die Scheibe zu wechseln, müssen wir Lernen, unser Leben auf 33 downzugraden. Ein Leben in Longplay und Konzeptalbum sozusagen. Chill as chill can. Erstmassnahmen zur Entschleunigung des Selbsts beginnen an der Supermarktkasse: Zählen sie zwischen den verschiedenen Produkten, die sie auf das Förderband legen, laut und langsam bis Sieben. (Fortgeschittene bis 11, 13 oder 17.) Antworten Sie auf hektische Vorwürfe der Kunden hinter ihnen, der Kassierin, des Filialleiters, des Konzernspeedbeauftragten, der Weltpolizei, das ginge auch schneller, auf Lateinisch oder Sanskrit – Fortgeschrittene können auch auf Finnisch, Sumerisch, Akadisch, Altbaskisch, Ainu oder Paläoaltaisch kontern. Nächstes Mal: Entschleunigen von Ampelstarts und Autobahnfahrten.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 15/2007

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