Talk am Berg

Elefantenrunde.jpgIch leide am Komplettierungswahn. Und an einem Archivierzwang, der sich ausschliesslich in die Aufbewahrung von faden und fadesten Inszenierungen verbeisst. Im Rahmen dieses Krankheitsbildes habe ich mir sämtliche wahlpolitischen Diskussionen dieses Spätsommers, also all die kleinen und grossen Begegnungen von Parteiführern und Schüsselvertretungsbefugten nicht nur angesehen, sondern auch in DVD-Qualität aufgenommen.
In zehn Jahren werde ich damit einen rauschenden Retro-Abend bestreiten können. Was heisst einen. Jetzt, da auch Mirko Messner und die Hose und auch das Elefanten-Pentagon getagt haben, fällt mir ein, dass ich auf einen wichtigen Protagonisten vergessen habe. Ich habe doch glatt vergessen, den Politologen Peter Filzmaier für die Ewigkeit aufzubewahren. In meiner Erinnerung wird also Peter Filzmaier jene Verklärung erfahren, die wir (und ich im speziellen) dem Unwiederbringlichen auf den Altar legen. Schrammten doch Peter Filzmaiers Analysen am absoluten Nullpunkt der Emotion. Die Eiger Nordwand hat mehr Mienenspiel als der Politologe.
Das ist sicher ungerecht. Denn für expressives Grimassieren war doch ganz sicher Ing. Peter Westenthaler zuständig. Vom Streber-Grinsen Gusenbauers und dem Schildkrötenschnoferl von Altbundeskanzler Schüssel will ich erst gar nicht schwärmen.
Meine Prognose für den Abend des 1. Oktobers nähert sich asymptotisch der Ahnung, Österreich könnte diesmal Gusenbauer zum Bundeskanzler küren. Und dies, wie ich jetzt behaupte, alleine deswegen, weil er die Schweissdrüsen seiner Oberlippe erfolgreich diszipliniert hat. Sowas honoriert der Ösi.
Nach der „Elefantenrunde“ der Parteiführer der fünf Parlamentsparteien. Für das Ösi-Blog in der ZEIT.

2 Gedanken zu „Talk am Berg“

  1. Liebe Comandantina,
    habe mir zur derzeitigen politischen Lage in Österreich ein paar Gedanken gemacht und folgendes ORF-Interview mit W. Sch.l u. A. Gus. vor meinem geistigen Auge entstehen lassen:
    Es spielen:
    Wermyk, ORF
    W.Sch, noch-Bundeskanzler
    Gusi: noch-nicht-Bundeskanzler
    Wermyk: „Herr Bundeskanzler, haben Sie Ihre Wahlniederlage schon überwunden?“
    W.Sch: „Aber sicher, keine Frage. Da steh ich doch drüber. Diese hinterfotzigen Proleten können mich doch nicht beleidigen. Diese Wappler haben so einen klassen Hawi wie mich doch gar nicht verdient. Deppenvolk, deppates.“
    Wermyk: Nun zu Ihnen, Herr Dr. Gusenbauer. Wie geht es Ihnen bei der Regierungsbildung?“
    Gus: „Wir sind gesprächsbereit und“
    W.Sch: „Geh halt die Pappn, Lugnschippl, grauslicher. Der lügt doch, wenn er das Maul aufmacht.“
    Gusi:“… und wollen eine funktionierende Zusammenarb“
    W.Sch: „Lassen Sie mich gefälligst ausreden, Sie Prolet. Ich habe Sie ja auch nicht unterbrochen. Zustände sind das hier!“
    Gusi: *baff*
    Wermyk: „Die SPÖ hat also nach ihrem unverdienten Wahlsieg nicht viel zu sagen, was konstruktive Arbeit anbelangt. Anscheinend ist es leichter, die Wähler mit Lügen und falschen Versprechungen zu täuschen als dann wirklich gute Politik für das Land zu machen.
    W.Sch.: „Ich kann’s! Ich kann’s! Warum haben sie mich nicht gewählt, die Affen?! Ich und das BZÖ waren so schön in Schuss…“
    Wermyk: „So sehen Sieger aus! Auch wenn es das betrogene und übel getäuschte Wahlvolk erst spät erkennen kann. Herr Bundeskanzler, sind Sie für Neuwahlen?
    W.Sch: „Unbedingt. Und diesmal müssen alle säumigen ÖVP-Sympathisanten zur Wahlurne getrieben werden. Wer uns haben will, muss uns auch wählen!
    Wermyk: „Und, Herr Dr. Gusenbauer, wollen Sie auch Neuwahlen?“
    Gusi: „Wir woll“
    W.Sch: „GUSCH!!!“
    Wermyk: „Herr Bundeskanzler, wir alle bewundern Ihre sprichwörtliche Gelassenheit angesichts der prekären politischen Lage. Möge dieses Land sein Fehler erkennen und in einem erneuten Wahlgang geläutert die richtigen Leute für das Land wählen. Herr Bundeskanzler, vielen Dank für das positive Gespräch.“

  2. Sehr schön!
    Dem Vernehmen nach soll genau so das geheime Sechs-Augen-Privatgespräch von Gusenbauer und Schüssel in der Privatwohnung von Bundespräsident Fischer verlaufen sein.

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