Joulupukki

Joulupukki.jpgLiebe Frau Andrea,
schon lange quält mich ein Problem, das besonders dieser Tage unerträglich wird: der Weihnachtsmann. Wer hat uns den bärtigen Geschenkeonkel eingebrockt?
Liebe Grüße, David K., Internet

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Lieber David,
der Weihnachtsmann ist ein Amalgam europäischer Wintermythen und hat in Santa Claus, wie der Rauschebart in den USA genannt wird, seine momentan gültige Erscheinungsform gefunden. Der Rentierschlitten fahrende Konsumheilige ist ein protestantisches Cuvée aus „Sinterklaas“, der holländischen Variante unseres Nikolaus, und den skandinavischen Frostvätern „Jultomte“ (Schweden), „Julemanden“ (Dänemark) und „Julenissen“ (Norwegen). Bei seinem globalen Siegeszug hat ein US-Konzern die Hände im Spiel. 1931 stylt der Karikaturist Thomas Nast den Weihnachtsmann als rüstigen Endsechziger im rot-weißen Wams. Kein Zufall: Rot und Weiß sind die Farben des Konzerns, das die weihnachtliche Anzeigenkampagne in Auftrag gab – Coca-Cola. Santa Claus stand ab nun auf der Payroll des Limonadenmultis. In Finnland, das im fröstelnden Wettstreit mit Kanada für sich reklamiert, die legitime Heimat des Weihnachtsmannes zu sein, heißt der polare Geselle übrigens Joulupukki. Österreichisches findet sich hingegen in Santas Dokumenten. Amtlicherseits soll dort „Kriss Kringle“ stehen. Die Amis halten nämlich unser Christkindl für den wahren Namen des Weihnachtsmannes.

Erschienen in „Falter“ Nr. 52/04 vom 22.12.2004 Seite: 93

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