Fishfabrique ::: Frau Andrea in Rossija II

Erschienen in „Falter“ Nr. 42/04 vom 13.10.2004 Seite: 75.

Fischfabrique.jpgDas Flex von Sankt Petersburg ist die Fishfabrique. In dem kleinen Club im Keller des autonomen Kulturzentrums Pushkinskaja spielen die angesagten Bands. Gestern war das die fünfköpfige Girl-Band Iwa-Nowa. Iwa-Nowa klingen so, wie die Leningrad Cowboys klingen würden, wenn sie nicht mit dem Testosteron-Wodka-Problem zu kämpfen hätten: Munter und aufgeweckt. Möglich, das man Fishfabrique eigentlich Fischfabrik schreibt, so wie den ursprünglichen Off-Off-Club in der alten, von Künstlern besetzten Pushkinskaya. Überhaupt begegnen hier viele seltsame, durchaus deutsch klingende Worte. Marschrut etwa, das so viel wie „Weg nach soundso“ bedeutet, und vom soldatendeutschen Ausdruck „Marschroute“ kommt. Auch „Botsman“ (Bootsmann), „Rjuksak“ (Rucksack), „Schlagbam“ (Schranken), „Schwitzar“ (Pförtner – eigentlich „Schweizer“) oder das Wort „Parikmacherskaja“, das einen Friseur bezeichnet und vom Wort Perückenmacher kommt. Tisch heißt übrigens „Stol“ und kommt von unserem Stuhl. Ein kleiner Hinweis, wie spartanisch es bei den ersten, holländisch-deutschen Schiffszimmerleuten zugegangen sein mag, die Zar Peter I. zum Hauptstadtbasteln in den Newasümpfen stationiert hat. Sankt Petersburg, das zeitweilige Leningrad wird ganz nach niederländischer Tradition Sanktpiterburch ausgesprochen. Weil das auch den Sanktpiterburchern zu schwindlig vorkommt, nennen sie die Sechsmillionenstadt schlicht Piter.

Ein Gedanke zu „Fishfabrique ::: Frau Andrea in Rossija II“

  1. Buterbrot fehlt!
    09. November 2004 08:07:56 GMT+01:00
    Liebe Frau Andrea,
    freu mich (als vermutlich einer der wenigen Falter Abonnenten in Petersburg) ueber ihre Andrea in Rossia Kolumne. Zwei kleine Kommentare, sorry, vermutlich schon massiv verspaetet, aber das liegt an der Postzustellung des Falters.
    – bei der schoenen Aufzaehlung der deutschsstaemmigen russischen Ausdruecke fehlt mein Liebling – das Buterbrot! – was die Heizerei angeht (aber da bin ich mir nicht so sicher, ich habs nurmal so gehoert) trifft das nicht nur auf die Hotels zu, sondern auf so gut wie alle Heizungen, auch in Privathaeusern, da die ja zum grossen Teil zentral gesteuert sind. Aber wiegesagt – diese Aussage ist nurmal so wiedergegeben – nicht vergleichbar mit der serioesen Frau Andrea Recherche.
    Gruss aus ganz in der Naehe,
    ciao, DJ

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