Es reicht

Über die Halbzeit des Kabinett Schüssel II

Noch nie ist es uns Frauen so gut gegangen wie heute: Alerte Handarbeitslehrerinnen können Wissenschafts-Minister werden, Sekretärinnen mit Biss Präsidentschaftskandidatin oder EU-Kommissarin und einfache Schwestern einfacher Parteimitglieder gar Parteichefin. Fromme Frauen gelingt es mühelos, im Himmel anzuläuten und mit Krampfadern-Gebeten Ex-Kaiser zur Seligsprechung zu verhelfen. Das ist doch was.

Denen von uns, die es nicht ins Rampenlicht der Politik, auf die Schipisten der Welt und in die Chefetagen der grossen Konzerne drängt, kann auch geholfen werden: Schüsseloide Familienpolitik macht es Frauen leicht, sich für konservative Werte wie Heirat, Heim und Herd zu entscheiden. Für Nachwuchs im Alleinverdienerhaushalt wird auch gesorgt:

Schwangerschaftsunterbrechungen werden erschwert, eine rigorose Gesellschaftspolitik weiss zu verhindern, das Männer gar untereinander heiraten und an der Heiligkeit der Sakramente rütteln. Wenn Frauen zu Hause nach dem Rechten sehen ist das gut für die Wirtschaft, gut für die Banken, gut für die Blasmusik.

Stop.

Ich will, das dieser Spuk wieder aufhört. Sofort. Ich will dass alle Österreicherinnen von ihrem Job leben können, nicht nur jede zweite, dass Kind und Karriere keine einander ausschliessenden Alternativen sind. Und wenn wir Frauen unbedingt heiraten wollen, sollen wir das auch untereinander tun dürfen.
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Erschienen am 3. Oktober 2004, aber wo? Standard, Online-Standard. Kurier, profil, Datum, ÖH-Express? Habs vergessen. Am ehesten noch im profil. Anyway.

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