Schani und Hansl

In Falter 22/03 vom 28.05.2003.

„Geh, Schani, trog in Goatn auße“, sollen die Wiener Wirten angeschafft haben, wenn der fortgeschrittene Frühling ein Verweilen am Trottoir vor der Gaststätte notwendig machte. Mit Schani bezeichneten sie jenen jungen Mitarbeiter, der ungeachtet seines wirklichen Vornamens ein Schickbua, ein „Jean“, ein Diener war. Wie so oft gibt es aber auch zu dieser diffusen Etymologie ein geschichtliches Substrat. Danach ist der Schanigarten, jene typische Errungenschaft des Wiener Kaffeehauses, italienischen Ursprungs.

Im 18. Jahrhundert hat der Kaffeesieder Giovanni „Schani“ Taroni Tische und Stühle vor sein Café am Graben gestellt, um den Gästen die Möglichkeit zu geben, ihren Kaffee oder ihre Getränke im Freien einzunehmen. Die Einführung Taronis war ein voller Erfolg und blieb nicht ohne Nachahmer. Ein anderer Schani, Giovanni Milani, machte 1789 auf der Burgbastei ein „Limonadenzelt“ auf, um das er im Halbkreis Tische und Sessel gruppierte.

Das Kaffeehaus war stets gerammelt voll, und innerhalb weniger Jahre hatten alle Kaffeesieder mit funktionierendem Geschäftssinn einen „Schani-garten“.

Ein anderer gastronomischer Atavismus dieses Vornamens ist der „Hansl“, der letzte Rest im Glas. Der profane Ausdruck hat apokalyptische Wurzeln: Die Offenbarung des Johannes – sozusagen der „Hansl der Bibel“ – ist das letzte Kapitel des Neuen Testaments. Kein Wunder, dass der zweitbeste Freund des Wieners denselben Namen trägt wie der Rest des Weines. Im biedermeierlichen Wien hieß der Tod simpel „gscherter Hansl“. Lesen Sie nächste Woche alles über Schurl, den kalten Bauern.

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