Alfred Biolek

Vielleicht an einem Donnerstag um das Jahr 1996, eventuell im Sommer, besuchte ich mit meinem damaligen Freund Martin die Stadt der Tagtrauer, die Fadometropole Lissabon. Als wir, vom allgemeinen Gestus der Stadt durchdrungen, todtraurig durch die Strassen kletterten (Lissabon ist an einen Steilhang geschmiedet) geschah es uns, dass wir in einem Strassenlokal den Papst des Selbergekochten, Alfred Biolek sitzen sahen.

Alfred Biolek.jpgBio hatte ein luftiges Blumenhemd in der Art der Hawaiianer, sandfarbene Bermudas und gut gepflegte Gesundheitssandalen an, war braungebrannt wie Lebkuchen und sah drein, als hätte er gerade dreimal hintereinander Geburtstag gehabt. Das kleine Metalltischchen an dem er saß, gehörte zu einer, nur in Portugal bekannten, grüngelb gestrichenen Fastfoodausspeise und er teilte sich das Dortsitzen mit einem, sicher keine 16 alten, blondgelockten Eingeborenen.

Ich war schockiert und ergriffen zugleich. Der Hohepriester des Individual-Kochens, fernab der Kölner Heimat, in einem Junk-Food-Lokal!
Ich lächelte, sagte ‚Hallo Bio‘ und erntete ein Strahlen, wie es nur ein Feld glücklicher Sonnenblumen aufzubringen imstande ist.

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