Traumhafte Entwicklung 

Falter 44/99 vom 03.11.1999.

Träume sind etwas sehr sehr seltsames. Sie sind meist gespenstisch real, obwohl ihre Inhalte stets gespenstisch irreal sind. Ich vermute: Träume sind die wirklichere Wirklichkeit. Sie sind nicht das Seiende, sondern die Wirklichkeit. Das, was was wirkt, nicht das, was ist. Gestern träumte mir, alle Polizisten trügen neuerdings Armbinden mit draufgemalten Hakenkreuzen. Ich fuhr mit meinem Rad die Rotenturmstrasse hinunter und wurde an einer Strassensperre aufgehalten. (Etwa dort, wo die Rotenturmstrasse in das Immaginat Schwedenplatz mündet). Aber diese Polizisten waren keine Nazis. Sie waren bloss Polizisten, die sich Hakenkreuzschleifen umgebunden hatten. Selbergemachte, keine aus dem Uniformgeschäft. Verwirrt fragte ich den einen Polizisten, (den mit dem blonderen Schnurrbart), wieso er plötzlich eine schwarze Uniform mit Hakenkreuzbinde trage, wo doch sowas gar nicht erlaubt sei, weil… „Steings von inan Radl owa, sunst hob I eana“, drohte der Polizist und klopfte mit einem baseballschlägerdicken Rohrstaberl auf meine Stirn, „ und wos mochn sie eingtlich in mein Traum?“ „In ihrem Traum? “ gab ich verdattert zurück.“ „Net bled matschkern, zerscht mid an schas Radl daherkumman, und donn deppat mödn, mir san olle Natsi?“ Wessen Traum war das jetzt?

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