My Generation


Falter 13/97, 26.3.1997

Wir leben in einer Informationsgesellschaft, wie uns gut unterrichtete Philosophen erfolgreich eintrichtern. Mit Siebenmeilenstiefeln rasen wir durch ein expandierendes Universum des Datenaustausches. Kein geheimes Wissen, daß nicht in Sekundenschnelle seinen Weg durch die Netze fände. Wir befinden uns im Jahre 13 n. Orwell. Der ganze Globus ist von Information durchdrungen… Der ganze Globus? Nein! Ein von unbeugsamen Geheimniskrämern bevölkertes Büro hört nicht auf, den wissensdurstigen Eindringlingen Widerstand zu leisten. 0043 1 1611 lautet die Nummer von Klein-Nonum. „Tutututututu . . .“, „Tututututututu–Klick–Tuu-Tuu-Tuu“ und „Platz-zwei-wird-sich-in-Kürze-melden–Klick–Tuu-Tuu-Tuu“ sind die einzigen Informationen die die Wiener Inlandsauskunft anbietet. Kleiner Tip für Verzweifelte: Wählet 0316 1611, die Inlandsauskunft der steirischen Landeshauptstadt.

Erste Maie werden in Wien in alter Tradition begangen. Menschen aus stolzen Arbeiterfamilien mit rotbeflaggten Fahnenstangen in den stolzen Fäusten marschieren sternförmig auf das stolze Rathaus zu. Von der dort aufgebauten stolzen Tribüne spenden dann stolze Parteigewaltige Trost und Rat in stolzen, aber schwierigen Zeiten. Dann wird nach Hause gegangen, ein stolzes Schnitzerl eingeschnitten und mit der stolz beflaggten Bim in den Prater gefahren. Der 1. Mai 1997 wird aller Tradition trotzend ein bißchen stolzer sein, als all die vorangegangenen Tage der Arbeit. Im Prater werden nämlich nicht nur die stolzen roten Kastanien blühen, sondern auch ein rotes Wunder stattfinden. Auf der kleinen Wiese vor dem Planetarium wird niemand geringerer als die berühmteste Proletenband des Universums aufgeigen: THE WHO! Vierfachplus für My Generation und all die anderen Mopedfahrer-Hits.

Herr! Mit Abscheu muß ich den Abbruch unserer Korrespondenz in Erwägung ziehen.

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