Spompanadln machen

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 40/2024 vom 2. Oktober 2024

Liebe Frau Andrea,
am Frühstückstisch mit meinen Kindern entstehen oft chaotische Zustände. Das Essen wird nicht nur zum Essen verwendet, Spielzeug wird herangezogen und das stille Sitzen ist eine Seltenheit. Immer wieder fällt dann bei mir der Satz: „Du und deine Spompanadln!“. Ich verwende ihn auch oft an der Garderobe, wenn sich der Aufbruch, z.B. in den Kindergarten durch Trödeln oder die Weigerung, sich eine Jacke anzuziehen, verzögert. Die Reaktion darauf ist Gelächter, weil das Wort lustig klingt. Das kann ich gut nachvollziehen. Es fällt meiner Meinung nach nicht in die Kategorie der strengen Wörter. Aber was hat es damit auf sich? Vielleicht können Sie mir weiterhelfen.
Liebe Grüße,
Dominik Hubmann, Hernals, per Email

Lieber Dominik,

ich darf Ihnen zum richtigen Gebrauch des urwienerischen Begriffs gratulieren. Das Mehrzahlwort „Spompanadln“ bezeichnet die übertriebene, mit Gesten unterstützte Widersetzlichkeit, die zeitschindende Extratour, das umständliche Getue, das Herumgezicke und Faxenmachen, das prokrastiniernde Geblödel, bisweilen auch Dummheiten und ausgefallene Ideen, zu unpassender Zeit präsentiert. Die Sprachforschung zieht das Italienische als Herkunft heran, wo die „spampanata“ und „spampinata“ die übermäßige Prahlerei bezeichnet(e), die exhibitionistische Zurschaustellung von Luxus, Kleidung oder Ornamenten, das stümperhafte Verhalten, die windige Behauptung, aber auch die weitschweifige Rede, sodann das unkontrollierte Lachen, alle Formen unverhältnismäßigen, abwegigen, und ungeheuerlich Verhaltens, und sogar das Anbringen einer übertriebenen Anzahl von Plakaten. Im Roman „Ragazzi di vita“, 1955 erschienen, beschreibt Pier Paolo Pasolini mit „spampanate“ das Hervortreten eines schlaffen Hinterns aus der Sessellehne.

Spampanare, spampinare dürften von pàmpino, Weinblatt kommen und ursprünglich als expampinare, espampinare, spampinare das ungestüme Ausbreiten der Weinreben, und schließlich in Bedeutungsumkehrung deren Zurückstutzen bezeichnet haben.

Ein wortwörtliches Synonym für Spompanadln wäre „Weinblattligs Umanada-Wogsn“ (Weinblättriges Herumwachsen). Prost.

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