Putz Liacht ins Dunkel

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 13/2024 vom 27. März 2024

Liebe Frau Andrea,
in einer angeregten Diskussionsrunde meinte ein Herr, um einen Punkt abzuschließen: Putz Liacht! Intuitiv hab ich ihn verstanden, aber mein Interesse, woher das kommt und was damit wirklich gemeint ist, war erweckt.
Können Sie mir weiterhelfen?
Liebe Grüße! Josef Brodträger, per Email

Lieber Josef,

vielen von uns ist der Dialektausdruck Putz, Butz, Butzen für das Kerngehäuse des Apfels erinnerlich, insgesamt als „Apfelbutzen“ bekannt. Das gänzliche Verspeisen des besagten Obstes hat die Metapher „mit Butz und Stingl“ für „samt und sonders“ erzeugt. Putz, Butz, Buds soll nach Ansicht der Sprachforschung vom mittelhochdeutschen „butze“, Kobold, Klopfgeist kommen, der einer abergläubischen Vorstellung zufolge im Inneren von Früchten hause. Woher das Wort selbst urspünglich kommt, ist noch nicht hinreichend geklärt. Wir haben in einer früheren Kolumne das „Butzi“ zwar von den Putten, den lieblichen Barockengeln hergeleitet, eine Vermischung mit dem kleinen, koboldhaften Wesen des Butz ist indes nicht unwahrscheinlich. Notabene Butz auch den kleinen Menschen und das kleine, im Wachstum zurückgebliebene Tier bezeichnet. Das Koboldhafte des Butz manifestiert sich auch in der Bedeutung „Schalk“, „durchtriebener Kerl“.

Die Silbe Butz, Buds wird in der Mundart zudem als Verstärkung eines Zustandes verwendet, etwa als budsdunkö (butzdunkel, total finster), budstruckn (butztrocken, sehr trocken, ausgetrocknet, aber auch schlagfertig, geradlinig). Weit verbreitet ist der Ausdruck budsmunta (putzmunter, hellwach).

Unser „Putz Liacht“ könnte sich hier einordnen und alles zwischen „hellerleuchtet“, „völlig klar“ und „genau so ist es!“ bedeuten. Wäre da nicht die putzige Möglichkeit, dass es, wie große Wörterbücher des Bairischen vermerken, doch vom Butzel, dem kleinen Kobold, dem kleinen Wesen kommt, und als butz(e)licht, butzlig (butzig, putzig) zirkulierte. In der Zusammenschau mit dem Ausdruck „putzdunkel“ können wir das genaue Gegenteil „putzliacht“ wohl in die Reihe der Verstärkungen stellen.

Kennt man doch weit weg, im schnoddrigen Preußen, bei uns liebevoll Piefkestan genannt, den Ausdruck „potzblitz!“

comandantina.com
dusl@falter.at
@comandantina.bsky.social

Ein Gedanke zu „Putz Liacht ins Dunkel“

  1. Ich vermute, dass die Sache viel einfacher und „einleuchtender“ ist: wenn das (Kerzen-)Licht gelöscht wurde, hat man den Docht „geputzt“, damit man beim nächsten Anzünden nicht alles vollrußt und verraucht. In diesem Sinne, „ist alles gesagt, wird das Überflüssige weggeputzt.“… ???
    Mit besten Grüßen Peter Back-Vega

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert