Babler
Wohin geht die Reise?

„Die Wege entstehen im Gehen“, sagte der sozialdemokratische Bundeskanzler Alfred Gusenbauer einst und zitierte dabei den andalusischen Lyriker Antonio Machados. Nachfolger Werner Faymann, als gelernter Taxifahrer ebenfalls kundiger Reisender, ließ für den letzten Ersten Mai seiner Karriere extra Schilder drucken: „Der Kurs stimmt, Werner!“ Kurzzeitsukzessor Christian Kern, Einstiegsdroge Bundesbahn, hatte auch eine Route im Sinn (Plan A, wer sich erinnert). Sie sollte ihn ins Privatleben zurückführen. Von einem anderen Pläneschmied ließ sich SPÖ-Zweitages-Vorsitzender Hans Peter Doskozil inspirieren, um Parteifreundin Pamela Rendi-Wagner am Fortkommen zu hindern. „Bin schon wieder weg“, war bekanntlicherweise das Motto von Störenfried-Vorbild Jörg Haider gewesen. Neureisender Andreas Babler hat viel vor, hört man, sein Weg in den Vorsitz-Sessel war kürzer als der seiner Vorgänger, die Ochsentour durch Ministerien und langjährige Parlamentsarbeit blieb ihm erspart.

Das Wandern liegt Österreichs Politikern im Blut. Immer wieder positionierten sich heimische Wahlkämpfer als Bergfexe. Komplikationsexperte Fred Sinowatz war Fit-Mach-Mit-Marschierer, Bundespräsident Waldheim bekannter Reitersmann, die Nachfolger Fischer und van der Bellen tourten in lichte Höhen, detto Wolfgang Schüssel, Sebastian Kurz und Herbert Kickl.

Wieviel alpine Wanderlust im Traiskirchner Bürgermeister steckt, wird sich zeigen. Aus einer Familie stammend, die in der Gummifabrik Semperit schuftete, ist er genealogisch gesehen Mobilitätsermöglicher. „Österreichs Reifen haben wir zusammengeschustert“, könnte er sagen, „mir kennen sich aus mit Rädern und Reisen.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 24. Juni 2023.

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