Frohe Ostern

Für Österreich ist Ostern eine große Sache. Vielleicht die Größte. Das Land heißt ja schon so. Charlie Chaplin hat es geahnt und unsere Weltgegend in seiner 1940 uraufgeführten Realsatire „Der Große Diktator“ Osterlich genannt. Nicht Niedlich, nicht Leidlich, sondern Osterlich.

Ex oriente lux, sagen richtigerweise die Küchenlateiner, aus dem Osten kommt das Licht. Die Österreicher und hier speziell die Ostösterreicher, begabt auf sämtlichen Feldern des Deutens, nehmen das wörtlich und beziehen das auf sich. Der Spruch bezeichnet jedoch nur nachrangig den Ort des Sonnenaufgangs, in luzider Sicht wird die geographische Herkunft der christlichen Religion verortet. Aus europäischer Sicht kommt Christus aus dem Osten.

Ostern, das höchste Fest der christlichen Welt handelt von den großen Themen. Leiden, Sterben und Auferstehung. Auch wenn die Auferstehung dem Glauben vorbehalten bleibt, kann es in einem metapysischen Sinn auch einer Gesellschaft gelingen, aufzuerstehen. Das postfaschistische Nachkriegsösterreich wird hier gerne als Beispiel genannt. Schon sind wir beim Symbolischen. Im ewigen Bemühen der Beliebtheit des Christkindes nahezukommen, versteckt der Osterhase (manche nennen ihn Österhase) bunte Eier in Nestern. Neubeginn.

Im Osten, dort wo unsere Sonne aufzugehen scheint, hat ein Großer Diktator ganz finstere Pläne. Er überfällt zur Zeit ein anderes Osterlich, es wehrt sich tapfer. Statt bunter Eier in österlichen Nestern erfährt es Leiden, und Sterben. Diesem anderen Osterlich ist eine Auferstehung zu wünschen, auch wenn sich das bis Ostersonntag nicht ausgehen wird.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 16. April 2022.

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