Trocken wie ein Pouf

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 28/2020 am 8. Juli 2020.

Liebe Frau Andrea, verehrte Comandantina,
herzliche Grüße aus der Steiermark, wo wir neben Corona lange auch mit einer gröberen Dürre zu tun hatten. Wald, Feld und Schwammerlplantagen – alles pufftrocken (steirisch: puffdruggn). Woher, bitte, kommt dieses Wort? Es kann ja wohl nichts mit Bordellen zu tun haben, nicht in der Steiermark, wo es nur kreuzbrave Leute gibt!
Auf diesbezügliche Aufklärung Ihrerseits freue ich mich schon jetzt. Seien sie bedankt für ihre Mühe, bleiben sie gesund, frisch und fröhlich.
Herzlichst!
Traude Holzer, Neuberg an der Mürz, Steiermark, per Email

Liebe Traude,

mit dem Freudenhaus hat unser Wort nur indirekt zu tun. Das Puff (wienerisch: Buff) kommt vom lautmalerischen norddeutschen „Puff“, dem Stoß. Im hiesigen Milieu wird die Stätte prostitutiver Arbeit eher als Koberei, Bloshittn, Beskarg, Bodach, Kandich und Rennstoi bezeichnet. Trocken geht es dort nicht zu. Der traditionelle Pülcher (aber auch der österreichische Präsenzdiener) spricht von seiner Feuerwaffe als Puffn (Buffm). Puffer (Buffa) bezeichnet den Stoßdämpfer des Eisenbahnwagens und das flach gebratene Laberl aus Erdäpfelbrei, die Verkleinerungsform Pufferl (Búffal) die kleine kugelförmige Quaste einer Mütze und den Darmwind (Schas) des Kindes.

Als Puffärmel (Búffeame) kennen wir den bauschigen, unten zusammengefassten Ärmel. Einrichtungs-Nerds ist der Pouf, der gepolsterte Fußschemel oder Sitzhocker nicht unbekannt, historisch Interessierte erinnern sich an die ebenso bezeichneten grotesken Frauenfrisuren des Ancien Régime, babyelefantenhohe Gebilde aus Haar, Luft, Puder und Weihnachtsbaumschmuck. Die hochtoupierten Modetorheiten hatte Marie Antoinette und ihr berüchtigter Haarbetreuer Léonard Autié in die Welt gesetzt. Sehr zum Bedauern der Mutter Maria Theresia übrigens.

Möglicherweise haben die französischen Konnotationen auf unseren Begriff eingewirkt, jedenfalls kennen wir auch die altbackene Semmel (oidbochane Semme) oder das steinharte Salzstangerl als pufftrocken (buffdrúckn) oder puffhart (buffhóat), als so trocken, dass es beim Brechen „pufft“.

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

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