Randgruppe

Ein wiederkehrendes Motiv der österreichischen Mythologie ist der mützentragende Erwachsene in Begleitung eines felltragenden Schwererziehbaren. Als Kasperl und Pezi hat sich das ungleiche Heldenpaar unauslöschlich in die Mentalitätsgeschichte des Landes eingeschrieben. Hie der souveräne Privatheld, da der naseweise Assistent mit den unausgesprochenen Erweckungssehnsüchten.

Der vogelgesichtige Kasperl ist in braungrün gestreifte Ripskutte gewandet, den Holzhals umringt eine frischgestärkte Serviette. Am Kopf trägt der Possenreißer eine Zipfelmütze, die tief unter seinem Steiß in einer Schelle mündet. Sein minderjähriger Gefährte Pezi geht ihm nur bis zur Achsel. Knopfäugigen Antlitzes ähnelte er der Micky Maus. Wären sein tiefsitzender Haaransatz und die muschelförmigen Ohren nicht alpiner und gnomhafter, ja österreichischer. Des Jungbären Beinkleid soll eine Seppelhose vorstellen, rot, mit aufgenähten Taschen. Die gelben Hosenträger spannen sich über ein blauweißes Ruderleiberl. Ganz Zwängler hat Pezi den Kragenknopf geschlossen – ein Nerd. Obacht!

Als gute Österreicher sind K&P stets auf der Seite der Exekutive, behandelten Ausländer wie Trottel oder Exoten, Künstler wie Patienten und klettern behände auf den Kronen monarchischen Personals. Für Zauberer, Hexen und Verbrechervolk haben sie wenig Sympathie. Unschwer erkennen wir das Vorbild des Duos: Den feinsinnigen Willkommensklatscher mit Bischofsmütze und Krummstab und den bösen Fellproleten mit schlechten Manieren – Nikolaus und Krampus.

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 8.12.2018.

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