Die Gurke und wer sie wem gibt

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 32/2016 zum 10.8.2016.

Liebe Frau Andrea,
letztens beim geselligen Zusammensitzen warf ein lieber Herr älteren Semesters die Phrase “die gibt ma die Gurkn“ in die Runde. Da stellte sich unter uns Jüngeren die Frage, was genau er damit meint. Liebe Frau Andrea, ich zähle auf Ihre Weisheit und Aufklärung.
Barbara Pacholik, Wiener Neustadt, über Smartphone gesendet

Liebe Barbara,

die Gartengurke (Cucumis sativus), selten auch auch als Kukumer oder Guckummer, regional schon häufiger als Umurken bezeichnet, ist eine Art aus der Familie der Kürbisgewächse. Ihre Heimat liegt wahrscheinlich in Indien, wo sie vor etwa 3500 Jahren domestiziert wurde. Ihr Name wurde im frühen Mittelalter aus dem Slawischen übernommen und dürfte vom mittelgriechischen angoúrion “Gurke“ und dieses vom Adjektiv águros “grün, unreif“ stammen. Für unsere Betrachtungen kommen die Einlege- (oder Gewürzgurke) und die Salat- (oder Schlangengurke) in Betracht.

Die pediludisch Interessierten unter uns werden den Wiener Kickerausdruck “Gurkerl” kennen. Damit wird ein Ball bezeichnet, der durch die Beine des Gegners, im Extremfall sogar durch die des feindlichen Tormannes gespielt wird. Eine größere Demütigung für einen Fußballer ist kaum denkbar. Der Terminus soll vom Wiener Würstelstand kommen. Um nämlich Essiggurken aus einem großen Glas zu fischen, braucht es eine hölzerne Gurkenzange. Die Gurkenzange funktioniert wie eine große Pinzette. Fasst nun der Würstelmann das Gurkerl nicht gut, bleibt es beim Aus-dem-Glas-Fischen an anderen Gurken hängen und rutscht durch die Zangenschenkel.

In der Wiener Gaunersprache, dem Idiom seiner Protagonisten, der Galerie, wird mit größeren Gurken gehandelt. Dort steht die Salatgurke für den Penis des Mannes. Jemandem “die Gurkn geben” hat naheliegenderweise eine explizit sexuelle Bedeutung. Spiegeln wird den Ausdruck wieder aufs Fußballspiel zurück, wird aus dem Gurkerl – zwischen den Beinen durchgespielt – die Gurke. Ebenfalls phallisch konnotiert ist ein Zusammenhang von Gurke und dem Gummischlagstock der Exekutive. Wer jemand “die Gurke gibt“, diesen demütigt und als Unterlegenen affirmiert, verwendet dazu gerne den Gummi-Guckummer. Falls der Wunsch nach Abwehrzauber laut wird: Die Raspel ist der Gurke größter Gegner.

comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

2 Gedanken zu „Die Gurke und wer sie wem gibt“

  1. Ich habe Sie heute im TV gesehen. Wegen des Ausdruckes Ars…. muster kenn ich eine Version vom geschätzten Wolfram Berger. Demnach entstand der Ausdruck schon viel früher und in einem besonderen Zusammenhang in einem Orchester.
    Erzählt hat W. Berger dies in einem Witzeabend in Graz und aufgenommen in einer DVD.
    Mit lieben Grüssen.

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