Was von Werner Faymann bleiben wird

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 14.5.2016.

Und wenn ihn einer frage, grantelte der große Bruno Kreisky, wie denn das mit den Schulden sei, dann sage er ihm das, was er immer wieder sage: dass ihm ein paar Milliarden Schulden weniger schlaflose Nächte bereiteten, als ein paar hunderttausend Arbeitslose mehr. Von den Bundeskanzlern der Republik bleiben gemeinhin nicht nur die Schlechtwettersätze, sondern auch Epochenprosa, wie jene, mit der sich Leopold Figl am Balkon des Belvedere in die Geschichtsbücher einschrieb. Dass der Satz “Östarech ist freh” nicht am Balkon, sondern im Festsaal dahinter fiel, und Figl da auch nicht mehr Aussenminister war, dezimiert seine Zitierbarkeit nur unwesentlich.

Vom farblosen Kanzler Klaus sind keine Sager ins kollektive Gedächtnis übergetreten, der Schatten, den der Sonnenkönig auf seinen Kurzzeit-Vorgänger wirft, lässt kaum Zitables glänzen. Fred Sinowatz, promovierter Historiker fand wieder zu österreichischen Generalbefindlichkeiten, als er in seiner Regierungserklärung eingestand, er wisse, das klinge alles sehr kompliziert. Franz Vranitzky ging noch weiter, er schlug mit der vermeintlichen Feststellung, dass, wer Visionen habe, zum Arzt gehen solle, ein neues Kapitel der Erinnerungskultur auf, wird er doch mit einem Satz in Verbindung gebracht, den er niemals sagte. (Der Ratschlag mit dem Arzt stammt vom BRD-Kanzler Helmut Schmidt, genannt „Schnauze“.)

Von Ballhausplatz-Nachfolger Viktor Klima ist konsequenterweise nur mehr ein optisches Zitat in Erinnerung – die knallgelben Gummistiefel, getragen anlässlich seines medienwirksamen Kurzbesuchs eines Hochwassers. Wolfgang “Wer, wenn nicht Er” Schüssel hat keine Zitate hinterlassen – bitter rächte sich hier die Kunst des Schweigens. Dem setzte Alfred Gusenbauer, Önologe und Volkstribun zumindest parteiinterne Kritik entgegen: “Wird das heute was Ordentliches (…) oder nur das übliche Gesudere?“

Die üblichen Suderanten waren es, die Werner Faymann ordentlich zu Sturz brachten, im Chor mit unüblichen Suderanten. “Rechnen sie weiter mit mir!” waren Faymanns vorletzte Worte. Sie werden bleiben.

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