Was in keiner Hausapotheke fehlen sollte

Andrea Maria Dusl. Für meine illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 16.4.2016.

Angst, so lautet eine belastbare Erkenntnis, ist nicht der Vorschein des Kommenden, sondern die Erinnerung an bereits Geschehenes. Ganz besonders gilt dies in Österreich. Die einen fürchten Strache und seinen Puppenspieler, die anderen den Stillstand, die Ausländer und ihre Sitten, und in Unkenntnis der Dimensionen die Verbeugung vor diesen Sitten. Eine Unterwerfung unter das Diktat der Religion kann aber nur fürchten, wer dieses Diktat schon erlebt hat. Die Islamangst ist also die Angst vor der Allmacht des Klerikalen. In ähnlicher, aber umgekehrter Polarität ängstigen sich Liberale vor dem Erstarken autoritärer Strukturen. Auch hier gibt es machtvolle Erinnerungen.

Zu jeder Angst gesellt sich indes eine Sehnsucht. Jener nach dem Eintreten des Angstgrundes. Um dies zu verschleiern, gleichzeitig aber herbeizuführen, werfen sich die Angstpatienten gegenseitig Therapiepartikel an den Kopf und schütten einander die Gegengifte in die Getränke, anstatt damit die eigene Pein zu kurieren. Die Schere, von der so gerne gesprochen wird, geht nicht in der Gesellschaft auf, sie trennt die Gesellschaften innerhalb der Gesellschaft. Der Links-Rechts-Konflikt schneidet bei den Schwarzen das Christliche vom Sozialem, in der Suizidaldemokratie das Nationale vom Internationalen und bei den Grünen und Liberalen das Rurale vom Urbanen. Die Heimatpartei indes hat andere Sorgen. Ihr Schmiss trennt deutschnationale Akademiker von österreichischen Proletariern. Die Zerissenheit des Landes (sie geht bis in das Schisma zwischen Protestantismus und Katholizismus zurück) ist unbehandelbar, gilt aber gemeinhin als geheilt.

In einem ihrer legendären Lieder haben Helmut Qualtinger und André Heller einen Befund an Wien gelegt, der gleichermassen für das ganze Land gilt. “Wean” singen Qualtinger und Heller, und meinen damit in legtimer Projektion ins Gesamtösterreichische, sei ein Taschenfeitl, unter einem Himmel aus Schädelweh, ein zehnmal gekochtes Burenhäutl, auf das sie nicht heiß seien und trotzdem stünden. Freundschaft, Mahlzeit, Grüß Gott!

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