Die Leumunde des Picknicks

Für meine Kolumne ‚FRAGEN SIE FRAU ANDREA‘ in Falter 11/2016 zum 16.3.2016.

Liebe Frau Andrea,
es ist zwar noch zu kalt für draussen herumsitzen, aber eine Freundin sagte mir, picknicken sollte man ohnedies nicht, weil es rassistisch sei. Hab ich da was versäumt? Bitte um Aufklärung!
Liebe Grüße, David Sarajevski, per Wolkenkabelbrief

Lieber David,

das friedliche Essen im Freien gehört zu den ältesten Kulturtechniken der Menschheit, auch das gemeinsame und möbellose Sitzen bei der Nahrungsaufnahme. Ungeachtet dessen zirkuliert in Black-History-Zirkeln ein böseres Bild der harmlosen Outdoor-Jause. Das Picknick, englisch “picnic”, so die Lesart, habe seinen Namen von Lynchmorden, begangen an Mitgliedern der afroamerikanischen Comunity in den USA. Die Wurzel des Wortes komme nach dieser Theorie vom Vorgang des „pick a nigger.“ Der rassisitische Ausdruck beschreibe den Auswahlvorgang, bei der eine Person “nichtweisser Hautfarbe” ge”pic”t, also herausgepickt worden sei, um sie unter dem Gaudium der Zusehenden zu lynchen. „Nic“ sei in diesem Zusammenhang das “weiße” Akronym für das Pejorativ “nigger”. Bei den öffentlichen Schaumorden hätte es Musik gegeben, die Leute wären familiär herumgesessen und hätten sich an Mitgebrachtem und Alkoholika gelabt. Man solle, so das antirassistische Mem, statt “picnic” die Worte “barbecue” oder “outing” verwenden. So einleuchtend die Etymologie von “picnic” hier gezeichnet wird, so falsch ist sie. Es gibt keine Evidenzen für den geschilderten Ursprung der Bezeichnung. Die per Email verbreitete Wandergeschichte ist das Beispiel für eine Urbane Legende mit politisch-korrekter Moralkeule.

Mit einiger Wahrscheinlichkeit ist das Wort Picknick französischen Ursprungs. Ein Tony Willis soll den Begriff “pique-nique’ in seiner Veröffentlichung “Origines de la Langue Française” aus Jahre 1692 zum ersten Mal zitiert, und als aus piquer (aufpicken) und nique (Kleinigkeit) zusammgesetzt erkannt haben. In einem Brief eines Lord Chesterfield aus dem Jahr 1748 bezeichnet dieser eine Party im Freien, bei der Karten gespielt und Getränke gereicht wurden, als “picnic”. Als wahrscheinlicher Ursprung des Picknicks selbst darf die Praxis eleganter Mahlzeiten im Freien während der höfisch-aristokratischen Jagd gelten.
comandantina.com dusl@falter.at Twitter: @Comandantina

3 Gedanken zu „Die Leumunde des Picknicks“

    1. Hast du dir den Text überhaupt durchgelesen? Das kommt ja nicht von irgendwo her, das ist ja wirklich so passiert! Und das ist rassistisch!

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