Neue Sparideen

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Für meine Illustrierte Kolumne in den Salzburger Nachrichten vom 3. Mai 2014.
Finanzminister Spindelegger hielt rechtzeitig zum Tag der Arbeit seine Budgetrede und gewährte dabei nicht nur Ausblicke auf die Zukunft des Staatssäckels, sondern auch Einblicke in die Gegenwart seines semantischen Vermögens. In unserem Land der Berge, so der Volksparteileiter, gebe es einen Berg zu viel. Spindelegger meinte dabei nicht Arlberg, Semmering oder die Pack und auch nicht den Küniglberg. Der Berg zu viel, so Spindis Einleitungspointe, sei der Schuldenberg. Das sei jener Berg, der wachse und wachse und höher werde. So könne es nicht weitergehen, sprach der Säckelwart. Mit dem Wachsen. Und dem Höherwerden. Da es hier auch mit dem Sprachspiel nicht weiterging, wechselte Spindelegger die Metapher und gab sich als Baumeister zu erkennen. Er werde, verkündete der Bundespolier, den Grundstein für ein „Schluss mit neuen Schulden“ legen – es klang wie: Schloss mit neuen Schulden.
Auch sei der richtige Zeitpunkt für die Trendwende gekommen, es klang wie: Trennwände. Logisch. Trennwände im Schloss mit den neuen Schulden. So ein Schloss, auch wenn es neu ist und von Spindelegger grundsteingelegt, hat Zimmerfluchten und Korridore, weiltäufige Säle und enorme Treppenhäuser. Da weiß man im einen Salon nicht, was die im anderen treiben, da wird gemauschelt und verteilt, zugesagt und vertranschelt.
So ein Schloss mit neuen Schulden braucht nicht nur Tore und Türen, sondern vor allem Trennwände. Trennwände trennen. Die einen von den anderen. Die Sparer von den Ausgebern. Die Ansprüche von den Begehrlichkeiten. Das Volk vom Sozialen. Diesseits der Trennwände plant der Republiksprokurist, die Gelder für Bauern und Lebensmittelhervorzauberer bereitzulegen, für Musentempel und Bühnenhäuser, für Grundlagenerforscher und Impulsverbraucher. Jenseits der trennenden Wände werden die Wartezimmer zu liegen kommen. Für die Täuschenden und Tarnenden, die Hängemattenbenutzer und Mindestsicherungserschleicher, die Langzeitstudierenden und Arbeitverlierer, die Dummen und Dauerkranken, die Spätberufenen und Frühversager. Es wird klar, dass hier ein Sicherheitsproblem erwächst. Spindelegger wird nicht mit Polizisten sparen. Logisch.
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