Handyquette

Liebe Frau Andrea,
Sie kennen das: Laut sprechende Unbekannte, die in Stadionlautstärke handphonieren. Sie begegnen mir in U-Bahnen, im Bus, auf der Einkaufsmeile, in der Passage, in der Schellausspeise. Wie kann man sich den Akustikmüll vom Leib halten, ohne strafrechtliche Grenzen zu überschreiten?
Klaus Jülich, Leopoldstadt
Lieber Klaus,
Handys übertragen ein sehr enges, auf die menschliche Stimme optimiertes Frequenzband. Unglücklicherweise werden beim Kommunizieren über mobile Telefone auch Umweltgeräusche, Passantengemurmel, Technobeats und Strassenlärm übertragen, und zwar jene Geräuschanteile, die im Frequenzbereich der menschlichen Sprache liegen. Handygespräche in lauten Umgebungen führen zwangsläufig dazu, selbst lauter zu sprechen. Dazu kommen die mitgelieferten Ambient-Sounds. Das akustische Gegenüber beginnt, sich dem Halbschreien anzupassen und hebt ebenfalls die Stimme. Im Schlimmsten Falle kann sich so ein Schreiduell aufschaukeln. Auch schlecht justierte Lautstärkelevel können diesen Effekt auslösen. Es gibt einige Methoden, dem signifikant zu begegnen. Wir wollen Handyschreiern nicht das Telefon aus der Hand schlagen. Methode Vitasek kommt mit einer Handbewegung aus, die einen zurückdrehenden Lautstärkedrehknopf imitiert. Dazu ist Augenkontakt mit dem Adressaten nötig. Methode Dusl empfiehlt, laut mitzusprechen. Das ist mitunter ganz lustig, enthemmt ungemein und führt irgendwann zum Zusammenbruch der gegnerischen Kommunikation. Methode David hat der US-Comedian Larry David in “Curb Your Enthusiasm” eingeführt: Das Parallelgespräch ohne Handy. Funktioniert bestens in Restaurants und Vinotheken.

dusl@falter.at www.comandantina.com
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 14/2008

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