Würfelzeit

Wuerfeluhr.jpgLiebe Frau Andrea,
wie ich grade erfuhr, werden die berühmten Würfeluhren weiterhin unser berühmtes Stadtbild behübschen. Allerdings sponsert den Fortbestand eine Städtische oder eine Wiener Versicherung. Oder so. Hilfe. Muss ich beim Uhrzeit ablesen nun auch Reklame lesen? Oder bleibt das Wörtchen „Normalzeit“ unterhalb des Wiener Stadtwappens auf den Ziffernblättern erhalten? Was bedeutet denn überhaupt „Normalzeit“ und wo ist die Zeit denn „unnormal“?
Fragt sich und Sie Ute aus Meidling
Liebe Ute,
die Würfeluhrspezialisten der Stadt Wien blasen in die tiefen Hörner der Beruhigung. Im Einklang mit Ihrer Vermutung wird die Wiener Städtische Versicherung als Sponsor der Stadtzeitmesser in Erscheinung treten. Sie hat zehn Jahre die Patenschaft für Wiens Würfeluhren übernommen. Für den Pauschalbetrag von 500.000 Euro – 183,33 pro Jahr und Ziffernblatt – darf sie ihr Logo zwischen die Zeiger setzen. Dezent, wie versichert wird. Das Wort “Normalzeit” – bei uns ist das die MEZ – wird auf den Zifferblättern nicht mehr vorhanden sein. Der verwirrende Hinweis stammt aus der Zeit vor der Wiedereinführung der Sommerzeit 1980 und hatte die Bevölkerung im bescheidenen Gefühl gewogen, die Würfelzeit sei die Norm, nach der sich alle anderen Zeiten zu richten hätten. Als Armbanduhrverweigernde bestätige ich Ihnen, mich mein strassenlebenlang so ausschliesslich wie problemlos von Würfeluhr zu Würfeluhr gehantelt zu haben. Die vierseitigen Zeitmesser sind strategisch aufgestellt. Die wichtigste der 75 existierenden Würfeluhren steht am Stock-im-Eisen-Platz und gilt als Treffpunkt der Treffpunkte. Als Stadtmittelpunkt sine qua non. Als normalzeitlos schöner.
www.comandantina.com dusl@falter.at
Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 46/2007

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert