Der ORF, die Anstalt

Ich mag die alle. Ich mag sie aufrichtig. Intelligente Menschen, gebildet, mit allen Wassern der Aufklärung gewaschen. Man kann mit Ihnen über Wong Kar Wai reden und über Stroheim, über Larry David und Karl Kraus. Und über das Eigene sowieso. Aber nur ausserhalb eines Sicherheitsabstands von sieben Kilometern vom Küniglberg entfernt.
Was ist das, das aus angenehmen künstlerisch-intellektuellen Kollaborateuren griesgrämige Volltrottel und böswillige Dilettanten macht, sobald sie den ORF-Feldherrnhügel bestiegen und es sich in ihren tiefplafonierten Büros gemütlich gemacht haben. Was ist es? Eine geheime Substanz? Ein böses Gas? Ein Fluch, der aus den Gräbern unter dem Fernsehzentrum in die Grosshirnrinde der Fernsehmacher steigt?
Ich mag sie, sie sind intelligente Zeitgenossen, ganz auf meiner Linie. Aber ich hasse ihr Programm. In aller Liebe. Es ist grottenschlecht. Dass es vorher noch übler war, gilt nicht. Das liebste am ORF sind mir die Nachrichten. Ich weiss in welchem Umfang geflunkert wird und bekomme ein detailliertes Bild darüber, was in der Anstalt als relevant gehalten wird, die Meinungszinnen der Österreicher zu besteigen. Mit Kultur hingegen hat es nur scheinbar zu tun, wenn die Darmspiegelungen der Salzburger Opernwelt übertragen werden, mit Sport nicht, was die Alpinski- und Rennfahrbanditen am Bildschirm abstellen. Dann schon lieber das, was man im Ohr Er Eff für lustig hält. Dabei kann ich wenigstens gut schlafen.
Unlängst sind drei alte Herren gestorben. Ingmar Bergman und Michelangelo Antonioni. Und Franz Antel, der sich die Nähe seines Abgangs zu den beiden Titanen der Inszenierung nicht anders einteilen konnte. Wie geht der ORF mit diesen cinematographischen Verlusten um? Ein Film pro Titan, neun für den Krautfleischkoch. In eigener Sache habe ich die Heimatfunk nie abschreiben müssen. Er war nämlich nie angeschrieben. Ich mag sie trotzdem. Sie tun, was sie können.
Langversion einer Antwort auf eine Frage des Standards, wie es mir filmemacherisch mit dem ORF geht.

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