Vom Knattern am Dünenkamm

Für das Ösi-Blog in der ZEIT.
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Hier am Land geht es um die Qualität des Knatterns. Das Land von dem ich schreibe, liegt im Osten der Steiermark und heisst phantasieloserweise auch schlicht: Oststeiermark. Die Oststeiermark hat wellige, langezogene Hügel, die sich wie waldige Riesendünen dort entlang gelegt haben, wo die Alpen ihr ungarisches Ufer haben.

Am Abhang einer dieser Riesendünen sitze ich nun, mit einem silbernen Apple in der Wiese und tippe vor mich hin.

Unten im Tal, wo die Holztransporter rasen und die Semmelautos und die Alfas der Kellner, unten im Tal heisst es Ebersdorf. Oben am Dünenkamm: Ebersdorfberg.

Also: Unten Ebersdorf, oben Ebersdorfberg. So ist das hier. Soundsodorf und Soundsodorfberg. Zwei Kilometer weiter südlich, Richtung Fürstenfeld, heisst es Sebersdorf und Sebersdorfberg. dann Waltersdorf und Waltersdorfberg und soweiter Dorf und Berg, bis einmal Schluss ist mit den Dünen und Slowenien. Und dann heisst ohnedies alles irgendwie anders, altösterreichisch, karantanisch, krainerisch, slowenisch, windisch.
Eine kleine avantgardistische Freunde habe ich nun an dem Örtchen Wagerberg, hier ums Eck. Das liegt, obwohl es doch ein Berg zu sein scheint, im Tal. Oke. Schon mal gut. Und wie heisst es dann oben? Heisst es da dann Wagerbergberg? Richtig. Der Dünenkamm von Wagerberg heisst Wagerbergberg. Sowas gefällt mir. Die Steiermark kann mir mit solchen nomenklatorischen Schnalzern eine grosse, kindische Freunde bereiten. Die Steiermark bringt ja auch so fantastische Orte hervor wie: Großklein und Kleinklein.
Nachbars-Rasenmaeher.jpgSonst hält es die Oststeiermark mit dem guten alten Knattern. Mein Bruder, der hier mit mir die Wiese und das dazugehörige Bauernhaus besitzt, hat sich deswegen vorgestern einen benzinbetriebenen Rasenmäher der Marke “ALKO” zugelegt. (Das Wording der Alko-Fabrikanten möchte ich an dieser Stelle extra loben!) Der Alko ist silberfarben, mit Rennschürzen und Spoilern, knattert gehörig und legt auf das frischgemähte Gras jenen würzigen Landduft, den nur das Verknattern öligen Mähmaschinensprits hervorzurufen vermag.

Gut. Die Wiese war auch in nullkomma58 Stunden gemäht – bis auf die Inseln mit den seltenen Wiesenblumen. Und das Knattern war gehörig!
Ganz gewiss deshalb hat sich unser Ebersdorfberger Nachbar, ein feister und wortkarger Tischlermeister namens Hörzer, auf die Gummistiefel gemacht, um den englischen Rasen vor seiner Tischlerei zu mähen. Weil das öffentliche Auftreten auch hierzulande den Status bemisst, ging das natürlich nicht mit einem handgeschobenen Gerät vor sich, wie bei uns, sondern mit einem ferrarirot gelackten Vorgartentraktor. Das Knattern war naturgemäss nicht ohne. Landtischler haben hier die dickeren Hosen.

3 Gedanken zu „Vom Knattern am Dünenkamm“

  1. Naja, die ALKO-Rasenmäher heißen ja eigentlich nur deshalb so, weil der Firmengründer Alois Kober heißt, daher Maschinenschlosserei AL-KO. Nix mystisches. Enzo Ferrari begann seine Karriere übrigens auch als Mähmaschinenschlosser.

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