Die Maschekseite

Für meine Kolumne ‚Fragen Sie Frau Andrea‘ in Falter 16/2007.

Liebe Frau Andrea,
gestern waren wir im Rabenhof und lachten uns krumm, als die Synchronisiertruppe Maschek Gusi und die anderen Puppen tanzen liess. Maschek ist doch tschechisch, das heisst doch was unanständiges, aber was? Sicher wissen Sie Rat, frägt
Ihr Florian Possanner, Alsergrund

Lieber Florian,
obwohl es naheliegend wäre und auch so klingt, kommt der Begriff “Maschek”, den die drei Originaltonzerstörer Peter Hörmanseder, Ulrich Salamun und Robert Stachel ‘maschek’, also klein geschrieben wissen wollen, nicht aus dem Tschechischen, und nicht aus dem Unanständigen, sondern über den Wiener Dialektausdruck “Maschekseiten” (von hinten, über die Irxen) aus dem Ungarischen. In den tiefen Ebenen hinter den langen Lacken heisst másik: die, der, das andere. Die másik-Seite ist magyarisch genau genommen ‘die andere Seite’. Másik, wegen des ungarischen “s” ‘maschik’ ausgesprochen, kommt von einem noch kürzerem ‘más’ (anders), mit dem die Ungarn mássenhaft andere Begriffe bilden: másol (kopieren) zum Beispiel oder másfél (anderthalb), máshol (anderswo), máskor (ein andermal), másnap (andernags), másképpen (anderswie) máskent (anders) und másmilyen (anders geartet). Die Sache ist also nicht böhmisch, sondern ‘a dolog másképp áll‘ – anders beschaffen, nämlich magyarisch. Während meiner Schulzeit im Wasagymnsasium war das durchaus verwirrend für mich, denn Maschek war der Name des sportlehrernden Kustoden des Turnkammerls. Und mit ihm des östlichen Teils des Schulgebäudes. Erinnert sich Duszl Másik Mizzi. www.comandantina.com dusl@falter.at

P.S.: Die wirkliche Maschekseite, die der ‚mascheks‘ befindet sich –> hier.

2 Gedanken zu „Die Maschekseite“

  1. Liebe Andrea, vielen Dank für diesen Beitrag. Wir werden die andauernd gestellte Frage nach unserem Namen in Hinkunft mit einem Link auf Deinen Blog beantworten.
    Der Wien-Korrespondent einer deutschen Zeitung hat mir neulich von einer andere Deutung der „maschek-Seite“ erzählt: Es hätte einst im 16. Bezirk den maschek-Wirten gegeben, und wenn das Wirthaus auf der einen Seite Sperrstunde hatte, ging man zum Weitersaufen hinüber auf die „maschek-Seite“. Weisst du da was drüber?

  2. Lieber Robert, vom Maschek-Wirten wusste ich bislang nichts, aber wie so oft, existieren zu einem Begriff gleichzeitig mehrere richtige Erklärungen. Die Maschekseite in meiner Schule gab es ja auch. Das war die Turnsaalseite. Und dann ist ja gewissermassen euer Blog die erste und einzige wirkliche Maschek-Seite.

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