Carl Barks Problem

Not-Scrooge.jpgLiebe Frau Andrea,
ich habe mir in einem Anfall von Großbürgerlichkeit die limitiert aufgelegte „Carl Barks Collection“ gekauft. Bei Lieferung des ersten Zehntels mußte ich zu meinem Entsetzen feststellen, daß wider Erwarten und Erinnerung nicht die originale Schrift Carl Barks’ verwendet wurde, sondern eine mir unbekannte mit Klein- und Grossbuchstaben. Kann ich den Verlag wegen seelischer Grausamkeit klagen, oder soll ich den Comicklotz am Bein kommentarlos zurückschicken? Mit zitternden Fingern, Peter Hörmanseder, Margareten
Lieber Peter, ich fürchte, wir stehen vor einem unlösbaren Dilemma. Der wunderbare Carl Barks, Zeichner und Schöpfer unvergesslicher Geschichten und Figuren vom Schlage Dagobert Ducks (Scrooge McDuck), Daniel Düsentriebs (Gyro Gearloose) und der Panzerknacker (Beagle Boys), lange Zeit nur unter dem Epiteton “the good artist” bekannt, hat die Sprachblasen Ihrer Kindertage-Comics gar nicht mit Buchstaben gefüllt. Das machte nämlich seine Frau Garé. Die deutschen Texte Ihrer Duckkindheit stammen von der genialen Germanistin Dr. Erika Fuchs und wurden von unbekannten Kalligraphen deutsch gelettert, diesmal bedauerlicherweise in “erwachsenengerechter” Groß-Kleinschreibung. Einen Ausweg gibt es, Peter! Üben Sie Garé Barks’ Originalschrift, legen sie sich Tuschefedern Serie B der Marke Speedball zu und lettern sie sich ihre Barks-Edition in die Kindheit zurück. www.comandantina.com dusl@falter.at
Für Falter 41/2005
Für Peter Hörmanseder: Barks‘ Schrift

4 Gedanken zu „Carl Barks Problem“

  1. sehr geehrter herr tempel.
    die verballhornung meines namens als „herrn hörmann“ (warum nicht gleich Herr Manseder?) spricht bände genug. ich lasse mir von ihnen nicht vorschreiben, kein jugendlicher mehr zu sein. und wie bitte, sollen all die alten leute die kleinen krakelbuchstaben lesen können?
    vielleicht mit einer lupe aus dem hause yps?
    beste grüße aus wien
    peter hörmanseder
    geschäftsleitung

  2. Hier das Antwort-mail vom Verlag auf meine Hörmanseder-Barks-Anfrage:
    liebe frau dusl,
     
    da die ausgabe auf digitalisierten daten beruht, mussten die texte natürlich neu gesetzt (gelettert) werden.
    hätte man die originalschrift der 50er, 60er und 70er jahre digitalisiert, was nicht nur mit großem aufwand und hohen kosten verbunden gewesen wäre, hätte die qualität doch sehr gelitten.
    wir haben uns also aus optischen gründen für die groß-klein-schreibung entschieden, da diese auch dann eingesetzt wird, wenn die leserschaft aus erwachsenen besteht.
    die von herrn hörmann angeführte großschreibung wird in publikationen bevorzugt, die sich vorwiegend an jugendliche leser wenden. (was damals mit den „micky maus“-heften der fall war)
     
    ich hoffe, ich konnte ihnen helfen.
     
    beste grüße aus köln
     
    georg f.w. tempel
    geschäftsleitung

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