Salzgriesisch

Cafe-Salzgries.jpgLiebe Frau Andrea, dunkel erinnere ich mich, mal über eine Sprache gelesen zu haben, die sich Falter- und profil-Redakteure ausgedacht haben, um im Café ungestört miteinander zu kommunizieren. Eine Art wiener Journo-Cockney, wenn man so will. Wissen Sie da was drüber?
Sophie Reinelt, Passau
Liebe Sophie, diese “Sprache” gab es tatsächlich. Sie hiess “Salzgriesisch” und wurde nahezu ausschliesslich im Café Salzgries in der Marc Aurel Strasse gesprochen. In dieser Strasse hat nicht nur der Falter seine Adressse, auch das profil war in Prefellnericum dort zu Hause. Salzgriesisch beschäftigte sich im wesentlichen damit, die Vorgänge im Café, die Namen von Speisen, Getränken und bestimmten Gästen in poetisch hochstehende neue Wort- und Satzgefüge zu überführen. Die Speisekarte hiess “Fahrplan”, Münzen waren “Eisenscheine”, Coca Cola hiess “Kinderfernet”, Melange “Schneekoppe”, Lasagne war “Fleisch-Ildefonso”, Suppen firmierten unter “Fleischtee” oder “Knochenbad” und Spinat war schlicht “die heisse Wiese”, Doyen des salzgriesisch war der legendäre Kellner Herr Peter (Färber), salzgriesisch “Perr Heter” genannt. Stammgäste hatten so seltsame Namen wie “der Bunte”, “ der kalte Umschlag”, “die sterbende Frau”, “der lebende Vorwurf”, “Pinselschwinger”, “Pyramidenputzer”, “Pocahontas”, “Noriega” oder “Jean Gabin”. Das Salzgriesisch ist mit dem Umbau des Café Salzgries in das franzöische Edel-Bistro “Le Salzgries” untergegangen. www.comandantina.com dusl@falter.at
Für Falter 37/2005

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