Alexandra schrieb dieses

Von: a8904963@unet.univie.ac.at
Betreff: die zweite republik – eine unglaubliche geschichte
Datum: 29. April 2005 00:24:28 GMT+02:00
An: daniel.glattauer@derstandard.at, hans.rauscher@derstandard.at
Cc: thurnher@falter.at, dusl@falter.at, kralicek@falter.at, jeris.semmelrock@ioge.at
Antwort an: a8904963@unet.univie.ac.at

liebe frau andrea, sehr geehrter armin thurnher, lieber W. K.,
sehr geehrter RAU, lieber dag,
sehr geehrtes ioge,
vorweg:
die wie vielte email dieser art ist das, die sie bekommen?
auch mit einer blume? @->–
vielen dank fuers lesen der zeilen.
falls nicht, sorry, fuers belasten der e-mail-server und des papierkorbs/trash.
– – – –
hat sich die information bzw. politische bildung doch gegenueber dem sport durchgesetzt, am 27. april 2005.
ob’s bei anderen fussballmannschaften auch so gewesen waere?
ich habe die dokumentation von hugo portisch gestern das erste mal gesehen und „musste“


nach 45 minuten abdrehen.
nicht, weil sie nicht informativ gewesen waere, das nicht – ich habe und haette viel neues erfahren bzw. gelernt.
denn mein geschichtsunterricht liegt 16 bis 21 jahre zurueck und hat nach 1945 aufgehoert ( (b)link: elisabeth gehrer).
jedoch: ich habe diese multimedialen schichten/layer einfach nicht mehr ausgehalten, die ich wegfiltern musste, um zu informationen bzw. zu dem zu gelangen, was ich mir von einer dokumentation dieser art erwarte.
– bearbeitetes, digitalisiertes filmmaterial; viel zu scharfe, klare bilder, die auf mich mehr fiktiv als dokumentarisch wirken.
– mit toenen unterlegt – soldatenschritte, original oder doch nicht?
– musik – wie heisst dieses stueck doch gleich, das man von anderen dokus und tv-sendungen kennt und das einen so richtig vor sich hertreibt?
– dann noch stimme, text, inhalt des sprechers
die bilder alleine wirken auf mich sehr stark.
wahrscheinlich hat die eine oder andere dieser schichten diese wirkung verstaerkt, am ehesten wohl die musik.
interviews mit zeitzeugen finde ich sehr interessant und wichtig.
dieser virtuelle raum, der ist auch nicht so meines.
und hugo portisch … – heute fragte mich eine freundin, ob ich auch glaube, dass er sich liften liess. das hat jetzt aber keine/r gehoert oder gelesen, oder doch?
mir ist durchaus bewusst, wie viel zeit und geld und muehen hinter dieser vierteiligen dokumentation stecken.
und dass sie einfach sein muss, oder?
aber tatsaechlich so?
traut man, d. h. der ORF, den fernsehzuseherInnen da nicht zu wenig zu?
nimmt man uns gebuehrenzahlerInnen und schwarzseherInnen tatsaechlich ernst?
haelt man uns noch dazu imstande, mit informationssendungen umzugehen? gibt es so etwas ueberhaupt noch?
oder bin ich einfach zu alt (34) fuer diese machart von tv-dokumentationen, fuer schnelle schnitte und multimedia, fuer infotainement?
ist das tatsaechlich noch infotainement oder doch mehr entermation?
und wo bleibt da das zweite R?
bin ich zu kritisch, streng, altfadrisch?
von meiner akademischen ausbildung, programmkinos, dogma-, avantgarde-filmen und anderem dieser art verzogen?
bin ich zu puristisch? z. b. 25 peaces „eingemauert“.
ich haette die reiterstatuen ja wirklich und nicht so halbherzig eingemauert, mit rockkonzertgestellen, bauholzplatten und angetuckerten plastikziegelpanelen.
diese e-mail klingt ja fast ein bisschen nach carries kolumne aus „sex and the city“, finde ich.
und hat auch viel zu viele schichten.
und wenn ich sie jetzt nicht gleich lasse, dann versaeume ich noch mehr von „six feet under“.
es ist bereits freitag, schoenes wochenende
alexandra bohrn
p.s. ich werde mir teil 3 und 4 der zweiten republik trotzdem anschauen.
liebe alexandra,
sie haben so recht!
portisch betreibt geschichtsbehübschung.
abgenickt vom kanzleranbetungsverein.
sehr lustig finde ich die zusammenstellung
der adressanten, eine illustre runde, die in
dieser zusammenstellung noch nie zusammengefunden
haben dürfte.
liebe gute nacht!
andrea
——;-`@
nachweg:
ihre ist die erste mail dieser art.

liebe andrea,
ich habe mir gerade polnischen vodka – zytnia – eingeschenkt, der mich beim antworten auf ihre e-mail begleiten soll.
biete ihnen gerne auch einen an. moegen sie?
ich werde versuchen mich kurz zu halten.
sie sind die einzige der illustren runde, dir mir geantwortet hat.
ich weiss, die vorige e-mail war viel zu lang, wer weiss, ob sie jemannd der anderen gelesen bzw. ueberflogen hat.
ernsthaft erwartet hab ich’s mir nicht, ernsthaft gewuenscht hab ich’s mir.
sie und armin thurnher schaetze ich einfach – schreibereien, politische haltung.
w. k. ist ja der fussballauskenner. hat er noch siLEEkon bei seinem schreibtisch haengen? oder das stechpalmennabelfoto in der schreibtischlade? wir kennen uns eigentlich gar nicht.
RAU und dag benutzen ab und zu leserInnenstoff, in ihren einserkasterln, wohl nicht meinen.
das ioge schaetze ich als einrichtung, heide schmidt als frau. sie hat in letzter zeit oefters oeffentlich gesprochen zu orf und programmauftrag etc.
ich kann am besten schreiben, wenn ich meinen text an eine reale person adressiere. nur fuer mich alleine schreiben, das funktioniert nicht.
und, ich rede niemals so viel wie ich schreibe, niemals so sicher, auch wenn man aufgrund der vielen zeilen glaubt, dass ich eine selbstdarstellerin bin. bin ich nicht, so nicht, denke ich.
was sagen sie uebrigens zu der neuen modefarbe? lobster?
die steht wirklich nur den hummern. und wer sich solche nicht leisten kann oder will – lukullisch – der zieht sie sich als baumwollshirt, capri-hose oder sonst was ueber. oder auch unter – dessous in der farbe gibt’s ja auch.
vielleicht hat man die farbe aber einzig und allein fuer oesterreich gemacht – weil orange so assoziierend geworden ist, in letzter zeit.
manchmal da wuensche ich mir, eine kolumne im falter: ein offener briefwechsel zwischen mir und ihnen, beispielsweise, fuer eine zeit lang, aehnlich der liebe-frau-andrea-kolumne.
manchmal da wuensche ich mir, _ich_ koennte fuer den falter schreiben.
mein vodka ist tatsaechlich leer, somit lasse ich sie wieder
wunderschoenen abend, nacht und sonntag
alexandra
——;-`@
heisst das, sie haben schon sooo langes haar, zwinkern mir zu, rauchen und hauchen woelkchen?
oder riechen sie an der blume, die ich mitschickte?
liebe alexandra,
ist das der wodka mit dem büffelgras drin?
ich trinke nicht mehr und rauche auch nicht.
weiss aber wie’s geht. auch weiss ich nicht,
wie’s in kralles schreibtischlade aussieht,
bin ja nur einmal die woche da und stierle nie.
RAU und dag sind überbezahlt. da gehören so
talente wie sie hin. kann mal im falter anfragen,
ob’s was für sie gäbe zu schreiben. am besten
wären texte, die sie zu einem thema schrieben,
kann ja ein leserbrief sein. hermes hat so angefangen.
schrieb immer leserbriefe und schwups, hatte er eine
kolumne. rezept kenne ich keines. werd mal die kollegen
fragen, was zu tun wäre.
modefarben lehne ich ab, das macht es den ketten noch leichter,
denn plunder anzubringen, den sie mode nennen. lobster
haben schöne farben und schmecken gut, wenn sie ganz rot
sind. engländer werden lobsterfarben am strand.
was ich anbieten könnte, wenn sie das möchten,
wäre, mein weblog www.comandantina.com für unsere
dialoge zu benützen, das lesen mittlerweile fast soviel menschen,
wie den falter. fast.
ich könnte da eine dialogspalte einrichten.
schreiben sie mir dennoch auch an frau andrea.
lange haare habe ich aber keine schmauchwölkchen.
zwinkern und blumenschnuppern tu ich auch gerne.
liebe erste mai grüsse,
andrea
HOCH DER ERSTE MAI

liebe andrea,
ihr weblog sehe ich mir gerne mal an und alle vorschlaege, die sie machen, ehren mich.
danke. bitte keine umstaende, ich brauche meine unerfuellten wuensche. sowie meine aengste – sie machen mich leben.
das foto anbei ist zwar schon einige zeit her, im grunde bin ich das.
texte, die ich schrieb:
das waren in den letzten jahren tausende von e-mails, die kaum auf papier existieren.
@vodka: bueffelgras ist keines drauf bzw. was ist bueffelgras eigentlich?
eine goldne grosse aehre ist am ettiket.
„englaender werden lobsterfarben am strand“ – das gefaellt mir.
liebe noch 30. april-gruesse
alexandra
…..
liebe andrea,
ihre e-mails sehen aus wie gedichte.
sie sind so schmal/schlank, wenig kurvenreich und kompakt.
im gegensatz zu meinen … aber man soll sich niemals so vergleichen.
ich habe drueber geschlafen:
das mit dem weblog unter www.comandantina.com,
das wuerde ich gerne ausprobieren.
waere nachfolgendes etwas fuer da weblog?
– – – – –
heute war ich in der villa jenamy (endstation J), die kornhaeusel um- und zugebaut hat,
das kunstprojekt zum thema altern ansehen, titel „Zuhaus“.
haben sie es vielleicht auch gesehen?
da ist ja auch rotte (?) (thomas rottenberg) mit dabei.
die kunst in dem projekt fande ich wenig spannend (zu viel … lebt und arbeitet in …).
zu viel kunst, die durch texte erklaert werden muss, weil sie glaubt, sonst nicht verstanden zu werden.
kiss the cook gefiel mir und auch der grab- bzw. friedhofsraum.
die villa – wahnsinn, der erste stock total spucky, nein spooky.
als ich die treppen rauf ging und vor allem den einen raum im ersten stock betrat, der wie eine arztpraxis eingerichtet ist,
da spuerte ich die anwesenheit derer so stark, die hier mal gelebt, gewohnt etc. haben.
auch in den anderen raeumen im ersten stock.
sie waren da und erzaehlten sich gegenseitig ihre geschichten aus der villa-zeit.
und wie es dort gerochen hat, an manchen stellen, jahrzehnte zurueck.
ich bin dann runter und spaeter noch mal rauf in den ersten stock.
wieder erlebte ich ihn auf aehnliche art und weise.
gerade vorhin fiel mir ein, dass die arzt-/patientenbetten in oben erwaehntem raum richtig zum drauflegen aufgefordert haben.
was da wohl dann passiert?!
ich glaube, ich muss dort noch einmal hin, liegen.
ist bis 7. mai, die ausstellung.
die villa, die integriert die genossenschaft gewog-neue heimat jetzt in eine wohnen-fuer-generationen-wohnanlage, die nebenan gebaut werden wird.
diese anlage verspricht/bietet barrierefreiheit laut oenorm und anpassbaren wohnbau und integration.
ich glaube, dass die wohnung eines rollstuhlfahrers in einer wohnanlage der gewog-neuen heimat im 2. bezirk, die er eigenstaendig und selbstfinanziert barrierefrei umbauen liess, so was wie das „versuchskaninchen“ der genossenschaft war.
ich glaube das, weil dieser rollstuhlfahrer mein bruder ist und ich ihn tatkraeftig unterstuetzte beim durchsetzen der erforderlichen umbaumassnahmen.
damals hatte ich den film „erin brokovich“ noch nicht gesehen, wo julia roberts feststellte: „wozu hat uns gott titten gegeben!“ oder so aehnlich.
diesen satz alleine zu denken bei den verhandlungen mit den bauloewen damals, das haette vielleicht schon einiges erleichtert.
alles andere biete ich nicht.
okay, der letzte absatz, der gehoerte nicht in ein weblog.
es war mir ein beduerfnis, ihnen das mitzuteilen.
ich hoffe, es ist ihnen nicht zu viel, offen und direkt.
hat schon manche/n ueberfordert.
vor-gute nacht, alexandra
liebe alexa,
wir machen das so,
wir veröffentlichen den ganzen Dialog,
mit samt der richtigen, falschen, nüchternen
und betrunkenen passagen. mit allem hin
und her und allen ungeschliffenheiten.
alles andere artet in arbeit aus und hört
zu atmen auf. so mache ich es mit hermes,
wenn wir öffentlich korrespondieren, das macht spass.
formal sähe das dann so aus, dass ich in einen alexa-andrea-strang
auf comandantina.com
immer wieder neue teile unserer mailere anfügte.
einverstanden?
wir können es auch als kommentare machen unter
einem beliebigen posting dort,
also nicht beliebig aber einem, das
sich anschickte, zu passen hierfür.
liebe grüsse,
andrea

es lebe die revolution
liebe andrea,
das ging ja flott.
ein auch viva aufs gespannt-sein, was folgt.
alexandra
Ja das geht schnell.
Viel schneller, als wenn der
Finanzminister ein NLP-Statement
auf seine Homopage stellt.

Ein Gedanke zu „Alexandra schrieb dieses“

  1. Meine werten Damen! Schön, solch im guten Sinne ungehobelten Gesprächen mit nüchternen und rauschigen Passagen beiwohnen zu dürfen! Zum Anlass des Schreibens. Ich habe selbst den Portisch ungeschaut an mir vorübergehen lassen, weil man vor lauter „Hitlers Familie/Manager/Architekten/Schäferhunde“ eh Kopf und Magen schon voll hat; noch Schlimmeres stellen die allermeisten Aktivitäten im Zuge des „Gedankenjahres“ dar.
    Wie auch immer. Liebe Frau Andrea, erfreuen Sie uns doch wiedereinmal mit einem Buch oder einem Film! Und schauen Sie, werte Damen, mal bei mir vorbei, es wäre mir eine Ehre (http://minkasia.blogspot.com)!
    Dominika

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