Gurkerl

Gurkerl.jpgLiebe Frau Andrea,
neulich saß eine Fachrunde fußballbegeisterter Männer bei mir im Wohnzimmer und gab sich das Champions-League-Spiel Arsenal London gegen den FC Bayern München. Mehr als einmal fiel der Ausdruck Gurkerl. Meine Freunde wollten oder konnten mir den Fachausdruck nicht erklären, noch dazu, wo in dem Spiel gar kein „Gurkerl“ stattfand. Was, bitte, ist ein „Gurkerl“, und warum klärt mich keiner auf?
Nina, Margareten, Internet

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Liebe Nina,
Ihre Sportfreunde dürften einen Wiener Kickerausdruck gemeint haben. Ein Gurkerl ist ein Ball, der durch die Beine des Gegners, im besten Fall sogar durch die des feindlichen Tormannes geschupft wird. Eine größere Demütigung für einen Fußballer ist nicht denkbar. Der Terminus selbst dürfte gastrotechnisch konnotiert sein und vom Wiener Würstelstand kommen. Um nämlich Essiggurken aus einem großen Glas zu fischen, braucht es eine hölzerne Gurkenzange. Die Gurkenzange funktioniert wie eine große Pinzette. Fasst nun der Würstelmann das Gurkerl nicht mit den unteren Enden der Zange, bleibt es beim Aus-dem-Glas-Fischen unweigerlich an anderen Gurken hängen und rutscht durch die Zangenschenkel. Ein Phänomen, das wir in kleinerem Maßstab auch vom Essen mit chinesischen Stäbchen kennen. Mit Gurkenzangen lassen sich übrigens auch lästige Nacktschnecken übersiedeln, womit wir einerseits bei Schneckerl Prohaska und andererseits wieder beim Gurkerl wären.

Erschienen in Falter“ Nr. 12/05 vom 23.03.2005 Seite: 67

3 Gedanken zu „Gurkerl“

  1. Ei Gude*, Frau Andrea!
    Vielleicht sollte Nina aus Margareten öfters in den zweiten Bezirk ins Ernst-Happel-Stadion gehen, damit sie nicht so blonde Fragen stellt. Von pieffkinesischer Seite her möchte ich nur anmerken, dass mich das „Gurkerl“ als Begiff sehr amüsiert hat. Vor allem, wenn das Gurekerl der Ball sein soll. Bißchen phallisch. Kulinarisch war mir bisher nur die Banananflanke geläufig. Im Deutschen heißt der Schuß durch die Beine jedenfalls „Beinschuß“ (ach, nee?!!), bzw. man „tunnelt“ den Gegner.
    Bei uns erlebt die Frauenfahrschule eine Revitalisierung. Da die moderne Frau heutzutage balltechnisch mithalten muß (siehe Bier-Werbespotts mit TV-Star Simone Thomalla mit Schalke 04**-Manager Rudi Assauer: „Lecker!“) stehen die Zeichen auf eine Frauen-Fußball-Schule gut. Grad wo die deutschen Mädels Europa- und Weltmeister sind.-
    Helau!***
    * D.H. guten Tag auf Hessische
    ** 04: Gelernt is gelernt, liebe Carmen Thomas!
    *** Mainz 05-Fangruß aus der Fastnacht geborgt

  2. Liebe Kathrin,
    vielen Dank für die profunde hessisch/fussballerische Aufklärung.
    Wie kommen Sie von Hessen zum Falter oder gar hierher?
    Liebe Grüsse,
    Andrea

  3. Hallo, Frau Andrea!
    1.) Tscha, Fußball ist halt mein Dings, wenn ich Zeit und Lust habe. Das ist wie Auto fahren: Wenn man es mal kann, dann bleibt der Kram hängen. Bei diesen Diskussionen darum, wer damals 1974 bei Bielefeld gegen Gladbach das 2:1 im Doppelpass gemacht hat, da halt ich mich raus. Als Tipp-Kick-Generation hat man seinerzeit auch „Der Fehlschuß“ mit Wolfgang Ambros gesehen. Ehrensache! Wie alle anderen bin ich dann aber beim Theater gelandet. Allerdings günstigerweise im Parkett als Schreiberling!
    (Momentan leite ich ein Kabarett-Theater im Rheingau. Tja, die Berufsaussichten für Freibreufler in Teutschlant sin auch nich mehr so wie früher…)
    2.) Mein Diss (fertig aber nie abgegeben) hieß: „Nietzsches Affe“ und war über Peter Altenberg. Um meinen Kosten fressenden Recherchen einen professionelleren Anstrich zu geben, hab ich bei—-jetzt kommts: Armin Thurnher in Der Schule für Dichtung den Kurs „Schreiben trotz Journalismus“ belegt.
    So kam das mit DER FALTER. Naturgemäß bevorzuge ich die Papierausgabe, die bei uns durch eine süddeutsche Deckadresse einläuft…..
    Dann gibt es noch die Annekdote, wie ich seinerzeit dem Thomas Rottenberg einen Artikel über die Wiener Personenwaage zugeschickt habe. Er hat mich telefpnosch gleich zu sich bestellt. Denn: Er hatte gerade einen solchen Artikel von einem anderen Autor zu redigieren.
    Leider konnte ich „Die Perückenmacher von Wien“ und „Wiener Luft“ aus Zeitmangel nicht umsetzen.
    Was sonst…
    Hubs, spät geworden….
    P.S.: Vielleicht kriegen wie ja was in sachen Frauenfußball hin. Dann machen wie im Rabenhof nochmal eine Fußball-Lesung gegen die Thurnherren-Mann-Schaft. Als Pieffke mach ich gerne den Schiedsrichter, wetten dass?

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