The Channel 8 Diaries ::: Oktiabrskaya

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1. Oktober. Die Petersburger bekommen neue Newski-Prospekt-Gehsteige.

Es ist Oktober und auch das Hotel heisst so, Oktiabrskaya. 50 Euro kostet die Fahrt mit dem Taxi, das sind 1800 Rubel. Man könnte auch den Bus nehmen, aber welchen? Dieses organisatorische Unvermögen kennen auch die Taxler und deshalb kostet die Fahrt durchs verstopfte Sankt Petersburg auch soviel. Als wir an der Pushkinskaya vorbeikommen und ich „Pushkinskaya“ murmle, freut sich der Taxler, der unseren 1995er Rauchscheibenmercedes lenkt: „You know Sankt Piterburga?“ „Yes“ murmle ich und meine eigentlich „Da!“

Mein Zimmer liegt im 2ten Stock, der ist von einer Schnickschnack-Souvenir-Frau bewacht, die auch Haarshampoo und Seife verkauft. Und eine bemalte Balalaika.

Am Newski Prospekt wird der Gehsteig ausgewechselt. Riesige Granitwürfel werden in den Sand gestemmt. Hier sind sie, die russischen Arbeiter. Stolz und marmorgehsteiglegend. Die Erde öffnet sich auf einer Breite von 12 Metern, hier ist ein Gehsteig so breit wie bei uns die Mariahilferstrasse. Daneben dampft der Verkehr. London und Kairo sind weniger verstopft. Ich ixugrafiere eine ganze Flash-Card voll, 287 Bilder: „Die sprechenden Menschen“ aus Channel 8, hier gehen sie stumm, ihre Sorgen und Hoffnungen verschliessend. Eine Frau sah ich, die auf den Bus wartete und Gedichte las. Das gefiel mir. Gedichtelesen am Newski.
Vom Hotelzimmer aus kann ich ins Netz, übers Handy. ich muss nur im Handy ein Netz wählen, das Megafon oder so heisst und dann bin ich im Netz. Ein Wunder.

Als ich Blue Moon vorbereitet habe, bevors nach Kiev ging, war ich in Amerika, es war Herbst und ein Stotterer namens George W. Bush wollte Präsident werden. Und jetzt ist es wieder so. George stottert und will Präsident werden. Aber ich will das nicht. Wieder nicht.

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