Schiffen

Liebe Frau Andrea,

länger schon sinne ich über das Wort „schiffen“, das Männer für urinieren verwenden. Woher kommt dieses Wort? Ist es ordinär (im Sinne der absichtlichen Verletzung der Schamgrenze einer anderen Person) das zu sagen? Was empfinden Frauen bei diesem Wort? Ist es gesellschaftsfähig zu sagen: „Ich geh mal schiffen“ oder sollte man sich eher an’s „für kleine Buben“ halten?

Hans Höfferer, Schwanenstadt

Lieber Hans,

“navigare necesse est”, “schiffen tut not”, hiess es zur Zeit unserer Grossväter, wenn vom Harndrang die Rede war. Das Wort kommt aus der Studentensprache des 18. Jahrhunderts und leitet sich vom Ausdruck “Schiff” für Nachtgeschirr ab. Frauen empfinden das Wort wohl als typisch männlich, wie wir überhaupt die explizite Erörterung von Stoffwechselvorgängen den Talenten von Männern zurechnen dürfen. Statt auf die Toilette “für kleine Buben” zu gehen, sollten Sie sich angesichts der eindeutigen Zweideutigkeit dieses Ausdrucks gut überlegen. Gesellschaftsfähigere Ausdrücke fürs Pieseln, Pinkeln, Brunzen und Soachen sind “das Pudern der Nase” oder “das Wechseln des Parkscheins”. Unter internationalen Freunden mag es beim Besuch der Kleinseite auch angehen, “to do number one”, to wash one’s hands”, “to see a dog about a boy” or “a man about a dog”. Nicht weniger gespreizt wäre es, “Kaprun ans Netz gehen zu lassen” oder “die Kinder zum Teich zu bringen”. Gerne werden auch “die Kacheln gegossen”, “Stangen Wasser abgestellt” oder einfach mal “nach den Pferden geschaut…”

Ein Gedanke zu „Schiffen“

  1. Betrifft: Fragen Sie Frau Andrea: Schiffen, Falter 22/04
    Ich muss wieder mal meinen Senf dazugeben. Der netten Reihe von Alternativausdrücken für „schiffen“ möchte ich einen nicht nur schönen, sondern auch internationalen hinzufügen: Als ich mit einer Freundin einst in einer Kaufhausparfümerie jobbte, lernten wir von unseren Kolleginnen den Euphemismus „auf 17 gehen“. Als jene Freundin später einmal in einem Londoner Kaufhaus shoppte, hörte sie eine Verkäuferin doch tatsächlich zu einer anderen sagen: „I go to seventeen“! Wofür das „Kerzenlager“ stand, in dem sich der Abteilungslehrling ständig befand, konnten wir allerdings nie herausfinden.
    Iris Meder, Internet

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert