Fang mich!

In Falter 32/03 vom 06.08.2003.

Liebste Frau Andrea,

woher stammt das Wort „Bade!“, welches von Kindern unter Berührung eines Gegenstandes während des Fangenspielens gerufen wird, wenn sie sich nicht erwischen lassen wollen? Gespannt auf Ihre Antwort – mit herzlichen Grüßen aus der Provinz,

Georg Sinzinger, Salzburg

Lieber Georg,

nachdem der heilige Severin, ein Mönch und Wanderprediger ins salzburgische Cucullis (Kuchl) gekommen war und den Zusammenbruch der römischen Verwaltung in der Salzachprovinz verhindert hatte, ordnete der Germanenfürst König Odoaker 488 n. Chr. den Abzug der Romanen an. Ein Großteil der keltoromanischen Bevölkerung blieb im Land zurück und bildete vor allem südlich der Stadt Salzburg bis zum Pass Lueg ein relativ geschlossenes romanisches Siedlungsgebiet. Im 6. Jahrhundert wurde Salzburg von den Baiern besiedelt, die romanische (walsche) Bevölkerung sprachlich und kulturell assimiliert. Vor diesem geschichtlichen Hintergrund ist denkbar, dass der Ausruf „Bade!“ ein verballhorntes romanisches „vade!“ ist und damit nichts anderes als „Geh!“, „Schleich dich!“ bedeutet. „Vade!“, der Imperativ des Verbs „vadere“, „gehen“, das auch in unseren „Waten“, ja sogar im „Watt“ steckt, soll sich von einem indoeuropäischen „uadh“, „gehen“ oder „schreiten“, ableiten. Hier in Wien kennen wir den Ausdruck „Leo“, eine Art Asyl, das vor dem Fangenspiel bestimmt wird und in dessen Aufenthalt man gegen Gefangenwerden während des Nachfotschi (Nachlaufens) immunisiert ist.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert