Bredouille

In Falter 25/03 vom 18.06.2003.

Liebe Frau Andrea,

immer wenn ich von einer Bredouille lese oder höre (wie neulich bei Gerald John im „Falter“ 23/03, Seite 8) denke ich an einen Gewitterregen, und plötzlich komme ich vom Regen unter die Traufe, eine Art von Vordach, ohne Regenrinne. Liege ich damit richtig, und was ist die ursprüngliche Bedeutung des Wortes?

Mit freundlichen Grüßen,
Herr Kurt

Lieber Herr Kurt,

die Bredouille, jene Verlegenheit, in die zu kommen wir uns kaum je wünschen, ist ursprünglich ein durchaus wertfreier Terminus des französischen Brettspiels Trictrac. Dieses strategisch reiche Spiel war im vorrevolutionären Frankreich ungeheuer populär. Die Beliebtheit von Trictrac an den Höfen Louis XIV., Louis XV. und Louis XVI. führte sogar dazu, dass die meisten Trictrac-Bretter – als Symbole der Monarchie angesehen – während der Französischen Revolution zerstört wurden. Trictrac wird traditionell auf einem Brett gespielt, das im Wesentlichen wie ein Backgammonbrett aussieht. Es besteht aus 24 Pfeilen (fleches), zwölf auf jeder Seite der von einem Balken separierten Tische (tables). Jeder Spieler hat 15 Steine (dames), zwei Würfel (des) und einen Würfelbecher (cornet). Wendungen mit bredouille bezeichnen sowohl eine gewinnbringende Spielsituation (être en bredouille, „einen bestimmten Spielvorteil haben“, wörtlich „in der Bredouille sein“) als auch être bredouille, „völlig gescheitert sein“. Das Wort selbst kommt vom mittelfranzösischen bredouiller, „schnell und undeutlich sprechen“, „stottern“, und bezeichnet ursprünglich die Sprechweise der Bretonen. Die Traufe, die Unterkante des Daches, hat ihren Ursprung in jenem Wortwurstkessel, dem auch die Begriffe Tropf, Tropfen, tropfen und tröpfeln entstammen, die alle nicht unverwandt sind mit dem „Treffen“, der (zufälligen) Begegnung bewegter Materie mit unbewegter.

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